Über 100 Jahre „Österreichische Bodenseeschifffahrt“
(UHVf 33)

1984 beging die „Österreichische Bodenseeschifffahrt“ das 100-jährige Jubiläum ihrer ersten Schiffstaufen, nämlich jene der beiden Bodenseedampfer Austria und Habsburg.

Aus diesem  Anlass ist eine Bildreihe samt Begleittext entstanden, welche die Entwicklung der Österreichischen Bodenseeschifffahrt zeigt. Die bestehende Bildreihe wurde nun mit zwei Bildern erweitert, mit dem einer Lädine, dem unmittelbaren „Vorfahr“ der Dampfschiffe, und dem des heutigen Bregenzer Schiffhafens, der Begleittext wurde neu gegliedert, aktualisiert und ergänzt.

Zur Vorgeschichte der „Österreichischen Bodenseeschifffahrt“

Bereits 1818 wurde vom Zürcher Mechaniker Johann Caspar Bodmer der Versuch unternommen, den Bodensee mit dem Dampfschiff Stephanie von Konstanz nach Meersburg und zurück zu befahren. Leider scheiterte dieses Projekt auf Grund technischer Mängel. Zudem entzogen die Gläubiger diesem wagemutigen Pionier das Vertrauen und die erforderlichen Geldmittel. So konnte er sein Vorhaben  nicht  weiter verfolgen.

Die Geburtsstunde der Bodenseeschifffahrt schlug dann am 1. Dezember 1824, als das Dampfschiff Wilhelm der Friedrichshafener Dampfboot-Gesellschaft seine regelmäßigen Fahrten zwischen Friedrichshafen, Rohrschach und Romanshorn aufnahm.

In den folgenden Jahren wurden in Konstanz, Lindau und Schaffhausen Dampfschifffahrtsunternehmen gegründet, die alle im Laufe der Zeit verstaatlicht wurden.

Nachdem im Jahre 1855 die Schweizerische Nordostbahn in Romanshorn mit einem Schiffspark aufgewartet hatte, dauerte es noch einige Jahre, bis Schiffe unter österreichischer Flagge das „Schwäbische Meer“ durchpflügten.

Zur Geschichte der „Österreichischen Bodenseeschifffahrt“

An Versuchen, eine eigene Schifffahrtsgesellschaft zu gründen, mangelte es hier zu Lande nicht. Aber alle Bemühungen scheiterten letztlich an finanziellen oder organisatorischen Belangen. Erst im Zusammenhang mit dem Bau der Arlbergbahn entschloss sich die österreichische Regierung zur Gründung einer Schifffahrtgesellschaft auf dem Bodensee.

Ausschlaggebend war die Heranführung der Bahnlinie an den Bodensee. Am 1. Dezember 1883 nahm die k. u. k. Dampfschifffahrtsinspektion als geschäftsführende Behörde in Bregenz ihre Tätigkeit auf. Die ersten österreichischen Dampfschiffe Austria und Habsburg konnten am 15. Dezember 1884 ihrer Bestimmung übergeben werden. Gleichzeitig wurden auch vier Trajektkähne in Dienst gestellt, mit denen man den Transport von Eisenbahnwaggons auf dem Bodensee durchführte. Das Hauptaugenmerk des neuen Unternehmens galt damals also dem Gütertransport.

Ein Jahr später nahm auch der für den Trajektverkehr vorgesehne Schlepper Bregenz, ein Dampfboot, seine Fahrten auf. Für Ausflugs- und kleinere Gesellschaftsfahrten war das Dampfboot Caroline bestimmt, das in den folgenden Jahrzehnten mehrmals den Besitzer wechselte und schließlich 1929 in Konstanz ausgemustert wurde. Caroline und Bregenz waren übrigens die ersten Schraubendampfschiffe auf dem Bodensee.

Als Salondampfer nahm 1855 das Dampfschiff Kaiser Franz Josef I seine regelmäßigen Fahrten auf. In den Jahren 1887 und 1892 erhielt der Bregenzer Schiffspark durch die beiden Schwesterschiffe Kaiserin Elisabeth und Kaiserin Maria Theresia erneut wertvollen Zuwachs.

Im Jahre 1910 nahmen die k.  u. k. österreichischen Staatsbahnen ihr größtes Dampfschiff Stadt Bregenz in Betrieb.

Das Dampfboot Bregenz wurde 1910 in Vorarlberg umbenannt, zwölf Jahre später verkauft und an die Donau gebracht.

Der Erste Weltkrieg bescherte dem Erfolgskurs der österreichischen Bodenseeschifffahrt ein unerwartetes Ende: Der internationale Güteraustausch brach ab und der Personenverkehr verringerte sich innerhalb von zwei Jahren um mehr als die Hälfte.

Nach dem Kriegsende wurde der Flottenbestand merklich reduziert:

Die Erstbauten Austria und Habsburg kamen nicht mehr zum Einsatz. Der Trajektverkehr wurde eingestellt und  erst im Jahre 1925 wieder aufgenommen. Aber bald zeichnete sich ab, dass dieser nicht mehr seine einstige Bedeutung erlangen würde, und nach und nach wurden die Trajektkähne an benachbarte Schifffahrtsunternehmen verkauft. Im Jahre 1925 begannen zudem Motorschiffe auf dem Bodensee zu verkehren, eine neue Generation von Schiffen, die in jeder Hinsicht ökonomischer als Dampfschiffe waren.

Mit dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie wurden alle verbleibenden Dampfschiffe, soweit ihre Namen noch an die Habsburger-Zeit erinnerten, umbenannt: So wurde aus Kaiser Franz Joseph I  Dornbirn, aus Kaiserin Elisabeth  Bludenz und aus Kaiserin Maria Theresia  Feldkirch.

Ermutigt durch die wieder ansteigende Frequenz im Personenverkehr stellten die österreichischen Bundesbahnen im Jahre 1928 das erste große mit Diesel betriebene  Bodenseeschiff, das Motorschiff  Österreich, in Dienst. Elf Jahre später folgte die Austria, deren Name, den politischen Verhältnissen entsprechend,   auf Ostmark umgeändert wurde. Dieses Motorschiff sollte die Lücke im Bregenzer Schiffsbestand ausfüllen, die durch den 1931 und 1937 erfolgten Rückzug der Dampfschiffe Feldkirch und Dornbirn entstanden war. Das Dampfschiff Bludenz überlebte seine Schwesternschiffe um Jahrzehnte und stand bis 1954 im Dienst.

Mit dem im Jahre 1938 erfolgten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich verlor die „Österreichische Bodenseeschifffahrt“ nicht nur ihre Selbstständigkeit sondern auch ihre Flotte. Die Schifffahrtsinspektion Bregenz wurde aufgelöst und die Verwaltung der Schiffe vom Maschinenamt Lindau übernommen.

Der Zweite Weltkrieg wirkte sich für die Bodenseeschifffahrt  erschwerend aus, auch deshalb, weil der Dieseltreibstoff rationiert wurde. Außerdem  waren die Schiffe mit fortschreitender Kriegsdauer häufig feindlichen Luftangriffen ausgesetzt.

Nach Kriegsende gelang es schrittweise die ehemals österreichischen Schiffe in die neue österreichische Verwaltung zurückzuführen und fahrbereit zu machen. Das Motorschiff Österreich, welches im letzten Kriegsjahr als Torpedoversuchsschiff verwendet worden war, musste völlig neu aufgebaut werden. Es leistet heute noch unersetzliche Dienste.

Zur Ergänzung des Linienverkehrs reihten die österreichischen Bundesbahnen ab 1950 auch einige Motorboote in ihren Schiffsbestand ein, deren Aufgabenbereich sich seither vor allem auf Rundfahrten innerhalb der Bregenzer Bucht konzentriert.

Das heutige Flaggschiff der ÖBB-Flotte, das Motorschiff Vorarlberg, kreuzt seit 1965 auf dem „Schwäbischen Meer“. Es ersetzte damals das Dampfschiff Stadt Bregenz, welches verkauft und abgebrochen wurde. Der Name Vorarlberg steht im engen Zusammenhang mit der legendären Fußacher Schiffstaufe, die damals über die Grenzen Österreichs hinaus größtes Aufsehen erregt hat.

Im Jubiläumsjahr 1984 verfügte die österreichische Bodenseeschifffahrt über drei Motorschiffe: MS Vorarlberg, MS Austria und MS Österreich, sowie über drei Motorboote: MB Montafon (II), MB Dornbirn und MB Feldkirch. Die Aufgabenstellung dieser Boote und Schiffe, wegen ihres weißen Anstrichs zusammen oft als „Weiße Flotte“ tituliert, hat sich in der 2.Hälfte des 20. Jahrhunderts gewandelt. Gewährleistete die anfangs vor allem die Handels- und Verkehrsbeziehungen der Uferanliegergemeinden, so stellt sie heutzutage überwiegend eine saisons- und witterungsabhängige Ausflugsschifffahrt dar. Sie ist so ein unverzichtbarer Teil der touristischen Infrastruktur in der Erholungslandschaft des Bodenseeraumes.

 

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