Geschichtliche Einordnung -
VORARLBERG IM 17. UND 18. JAHRHUNDERT
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648)
In den Anfängen des Dreißigjährigen Krieges führte Habsburg-Österreich gegen
Graubünden Krieg, besetzte dieses Pässeland und versuchte dort die
Gegenreformation durchzusetzen. Im Zuge dieser Kampfhandlungen fielen die
Graubündner mehrmals vom Prättigau aus im Montafon ein. Nach Ende des
Dreißigjährigen Krieges erlangte Graubünden auf Dauer die Loslösung von
Habsburg. Im Gefolge dieser kriegerischen Auseinandersetzungen verbreitete
sich eine Pestwelle über das Land, der viele Menschen erlagen. Zur Abwendung
der Seuche bzw. als Dank für die Verschonung wurden verschiedentlich Kirchen
und Pestkapellen gestiftet.
Ab 1632 bedrängten die Schweden Bregenz und den Bregenzerwald. Wiederum
folgte eine Pestwelle. 1647 bezwangen die Schweden Bregenz und plünderten
und brandschatzten nahezu im ganzen Land, wobei auch wertvolle Kulturgüter
vernichtet wurden. Schloss Hohenbregenz wurde geschleift Der schwedische
General Wrangel richtete sein Hauptquartier in Schloss Hofen ein.
Die Folgen des langen Krieges zeigten sich nicht nur in einer Verringerung
der Bevölkerungszahl, sondern auch in einer starken Verarmung.
Vorarlberg in den Erbfolgekriegen
Auch die habsburgischen Erbfolgekriege hatten ihre Auswirkungen auf
Vorarlberg. Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701 - 1714) wäre
Vorarlberg 1702 beinahe an die Fürstäbte von St. Gallen und Kempten verkauft
worden, weil zufolge der Türkengefahr das Interesse Habsburgs mehr nach
Osten gerichtet war. Den Verkauf konnten die Landstände abwehren, indem sie
die hohe Summe von 200 000 Gulden an den Kaiser zahlten.
Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740 - 1748) berührte das Kampfgeschehen
nur den Norden Vorarlbergs. Dennoch schwächten mehrmalige Einquartierungen
kaiserlicher Truppen sowie die Bereitstellung eigener Truppenkontingente die
Wirtschaftskraft des armen Landes beträchtlich.
Gegenreformation und katholische Restauration
Getreu den Bemühungen des Konzils von Trient wurde die Erneuerung des
katholischen Glaubens vor allem von den Habsburgern getragen. Zentren der
katholischen Restauration waren die Klöster. Auf Vorarlberg hatten damals
die berühmten Klöster Weingarten und Einsiedeln beträchtlichen Einfluss. Im
17. Jh. wurde auch in unserem Land neben den schon bestehenden Klöstern eine
Reihe neuer Klöster gegründet, insbesondere solche des Kapuzinerordens (Feldkirch,
Bregenz, Bludenz Bezau). Die Jesuiten errichteten 1649 in Feldkirch ein
Gymnasium von überregionaler Bedeutung (später Stella Matutina). Die Klöster
machten sich in Kriegszeiten auch durch die Versorgung von Verwundeten,
Flüchtlingen und Armen sehr verdient.
Führende Persönlichkeiten des geistigen Lebens dieser Zeit waren denn auch
meist Ordensleute Pater Fidelis von Sigmaringen, Kapuziner-Guardian in
Feldkirch, starb während seiner Missionstätigkeit in Graubünden den
Märtyrertod. Pater Laurentius von Schnifis, der volkstümliche Liederdichter,
war ebenfalls Kapuziner. Die Jesuiten in Feldkirch pflegten im Sinne der
Restauration besonders auch das Theaterspiel.
In der Architektur erlangten die Vorarlberger Barockbaumeister eine
besondere Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus.
Die Auswirkungen des Absolutismus
Schon in der schrittweisen Eingliederung der Vorarlberger Herrschaften in
das habsburgische Staatswesen hatte sich die Unterwerfung unter eine
zentralistische Verwaltung angebahnt. Dieser Weg war seit dem 16. Jh. von
einem steten, mehr oder weniger erfolgreichen Bemühen der Landstände um die
Erhaltung der alten Freiheitsrechte der Bevölkerung vor dem Arlberg, im
Besonderen jener des Bregenzerwaldes und der Städte Feldkirch und Bludenz
gekennzeichnet.
Seit der Pragmatischen Sanktion Kaiser Karls Vl. (1722) setzte sich auch in
unserem Land die höfische Zentralverwaltung Zug um Zug durch. Die
Auswirkungen reichten in nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens.
Was den Landtag betraf, sollte dieser nicht mehr so oft tagen und
durfte nur noch mit Bewilligung der landesfürstlichen Obrigkeit einberufen
werden. 1726 wurden die vier Herrschaften vor dem Arlberg, für die nun die
Bezeichnung Vorarlberg Verwendung fand, einem Landesfürstlichen Oberamt in
Bregenz unterstellt. Dieses zentrale Direktorium wurde von einem Direktor
und den ihm zur Seite gestellten Berufsbeamten geleitet. 1750 wurde dieses
Oberamt zur Landvogtei erhoben, der die anderen Vogteiämter untergeordnet
wurden. Ein Rentamt - ebenfalls mit Sitz in Bregenz - übernahm die
finanzielle Landesverwaltung, die bis dahin in den Händen der Landstände
gelegen war.
Wie sehr sich die Landstände gegen ihre Entmachtung wehrten, zeigt sich etwa
darin, dass es ihnen über Jahrzehnte hinweg gelang, die Einberufung von
Rekruten in das entstehende staatliche Berufsheer bei Einsätzen außer Landes
zu verhindern. Sie bezahlten dafür hohe Ablösesummen. 1778 wurde die
Rekrutenstellung schließlich militärisch erzwungen.
1752 wurde Vorarlberg von der bisherigen oberamtlichen Regierung in
Innsbruck getrennt und gemeinsam mit den Vorlanden einer
vorderösterreichischen Regierung und Kammer in Freiburg im Breisgau
unterstellt. Kaiser Joseph II. teilte das Land 1782 dann wieder der
Oberbehörde in Innsbruck zu.
Die Grafschaft Hohenems
fiel, nachdem die Emser Linie 1759 ausgestorben war, 1765 an das Reich, d.h.
in diesem Fall an Habsburg, zurück. Damit schloss sich eine bis dahin
bestandene, spürbare Lücke in der Verwaltungseinheit des Landes.
Im Gerichtswesen
traten in der zweiten Hälfte des 18. Jh.s an die Stelle von gewählten
Laienrichtern (Ammännern) staatlich bestellte und besoldete Berufsrichter.
Völlig abgeschafft wurden die 24 ständischen Gerichte aber erst 1806 unter
der bayerischen Besetzung. Sie wurden damals durch die sechs heutigen
Bezirksgerichte ersetzt.
Wirtschaftliche Veränderungen
Die 1754 erstmals verordnete und auf heftigen Widerstand der Landstände
geratene offizielle Volkszählung sollte im Besonderen Unterlagen für die
Rekrutenstellung und die Steuererfassung liefern. Diesem Zweck diente auch
die Anlage eines Grundkatasters. Mit der Finanzreform von 1771 wurden alle
Bewohner, nun auch Adelige und Geistliche, zur Steuerleistung herangezogen.
Seit 1500 hatte sich die Bevölkerung auf 58 500 Einwohner verdoppelt.
Besonders nach dem Dreißigjährigen Krieg war sie rasch gewachsen. (Die
genannte Bevölkerungszahl enthielt nicht die damals noch reichsfreien
Gebiete Hohenems, Lustenau, Blumenegg und Großes Walsertal, schloss jedoch
die fünf allgäuischen Landgerichte mit ein.)
Schon im 16. Jh. konnte die karge Landschaft Vorarlbergs ihre Bewohner nicht
ausreichend ernähren. Viele waren zum Auswandern oder zumindest zur
Saisonarbeit im benachbarten Ausland gezwungen (1676 lautete die Schätzung
auf 7 000 - 8 000 Saisonwanderer in die Vorlande - z B. Kindermarkt in
Ravensburg). Um der Auswanderung und der Wanderarbeit entgegenzuwirken,
wurden im 18. Jh. von der Staatsregierung entsprechende Maßnahmen gesetzt.
Bedeutende strukturelle Veränderungen brachte die Überführung
gemeinschaftlich bewirtschafteter Wälder, Wiesen und Weiden in
Privateigentum, was besonders im Rheintal vorangetrieben wurde. Dies
bewirkte eine intensivere Nutzung des Bodens. Demselben Zweck diente die im
Leiblachtal und im Vorderwald durchgeführte Vereinödung der Gehöfte
(Auflösung der Weilersiedlungen zu Gunsten weit verstreuter Einzelgehöfte
inmitten zusammengelegten Grundbesitzes). Mit einher ging in diesen Gebieten
eine weit gehende Umstellung auf Graswirtschaft (Einführung der
Fettsennerei). An Feldfrüchten neu angebaut wurden die Kartoffel und der
Türken (Mais), letzterer besonders im Rheintal.
Zur Verbesserung des Handels (hauptsächlich von Vieh und Korn) wurden neue
Straßen gebaut, z.B.
Bregenz - Langen - Weiler / Allgäu,
Bregenz - Dornbirn - Hohenems - Götzis - Feldkirch,
Bregenz - Hard - Fußach - Höchst
und bestehende Straßen ausgebaut (Arlbergstraße). Diese Straßenbauten
sollten auch die Bedeutung der Stadt Bregenz heben und der Stadt Lindau den
Rang ablaufen.
Zur Eindämmung der Saisonwanderung trug die beginnende Industrialisierung
(zunächst als Heimarbeit und in Manufakturen) viel bei. Nach dem Muster der
Ostschweiz entwickelte sich bei uns vor allem die Textilindustrie. Dornbirn
wurde dabei zum aufstrebenden Zentrum. An die Stelle des einheimischen
Flachses trat immer mehr die Baumwolle, die jedoch eingeführt werden musste.
Durch die fortschreitende Bindung an die Wiener Zentralstellen und die
zollmäßige Abschottung gegenüber der Schweiz wurden die
Wirtschaftsbeziehungen Vorarlbergs ab nun mehr gegen Osten und nach
Oberitalien ausgerichtet.
Die Reformen unter Maria Theresia und Joseph II.
Die theresianische Schulreform
von 1774 stieß in Vorarlberg auf großen Widerstand. Die Vorbehalte richteten
sich vor allem gegen die Verstaatlichung und die aufklärerischen Inhalte.
Das Schulwesen hatte bei uns schon seit vielen Jahrzehnten auf privater und
gemeindlicher Basis relativ gut funktioniert. Nun nahm sich der Staat des
Unterrichtswesens an.
Die kirchlichen Reformen
unter Maria Theresia und Joseph II. erregten besonderen Unwillen. Waren die
Bemühungen der Gegenreformation im 17. Jh. auf die Hebung der
Volksfrömmigkeit aus gerichtet (Heiligenverehrung, Marienkult, Prozessionen,
Liturgie für Auge und Herz), so zeigte das Gedankengut des aufgeklärten
Absolutismus nun seine Auswirkungen. Die Jesuitenniederlassung in Feldkirch
und die Klöster St. Anna und Thalbach in Bregenz Valduna und Viktorsberg
mussten aufgelöst werden. Überflüssige. Kirchen und Kapellen wurden
geschlossen.
Das von Joseph II. angeordnete Bistum Bregenz kam jedoch nicht zu Stande. Es
blieb bei der althergebrachten kirchlichen Zugehörigkeit zu den Bistümern
Chur, Konstanz und Augsburg.
Den Höhepunkt erreichte die so genannte Säkularisierung dann unter der
bayerischen Besetzung 1806 - 1814 (z.B. Aufhebung des Klosters Mehrerau).
Gegen alle die aufgezwungenen absolutistischen Neuerungen wehrten sich die
wie sonst nirgends in Habsburgerlanden so freiheitsbewussten Bürger und mit
ihnen die Landstände durch Aufstände und Verweigerungen.
Die Entstehung des Fürstentums Liechtenstein
Die beiden in südlicher Nachbarschaft gelegenen Herrschaften Schellenberg
und Vaduz waren seit 1613 im Besitz der Grafen von Ems. In der Zeit des
Niederganges des Hauses Hohenems wurden Schellenberg 1699 und Vaduz 1712 an
den Reichsfürsten Johann Adam von Liechtenstein (aus Niederösterreich)
verkauft. 1719 erhob Kaiser Karl Vl die beiden Herrschaften zu einem
unmittelbaren Reichsfürstentum mit dem Namen Liechtenstein. In der Folge
entwickelte sich dieses Nachbarland zu einem selbstständigen Staat, an
dessen Spitze heute noch ein Mitglied dieser Fürstenfamilie steht.
BAROCK IN VORARLBERG
Die Stilepoche des Barock ist im Wesentlichen eine Weiterführung der späten
Renaissance (des Manierismus).
Schon nach 1600 lassen sich Erscheinungsformen dieses neuen Stils in
Vorarlberg nachweisen (Hohenemser Grafen als Auftraggeber). Nach dem
Dreißigjährigen Krieg setzte sich der Barock dann auch in unserem Land
vollends durch, nachdem er sich von Italien ausgehend über ganz Europa und -
im Zuge der Missionierung - bis nach Lateinamerika ausgebreitet hatte. Bei
uns dauerte diese Stilepoche während des ganzen 18. Jahrhunderts an
(Spätbarock - Rokoko) und wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch
klassizistische Einflüsse abgelöst.
Noch mehr als in der Renaissance waren in der Zeit des Barock Kirche und
Aristokratie die maßgeblichen Förderer der Kunst. Diese Auftraggeber fehlten
in Vorarlberg fast zur Gänze, wenn man vom einzigen bedeutenderen Kloster
Mehrerau absieht. Das Grafengeschlecht der Emser war im Abstieg begriffen.
So verfügt Vorarlberg über wenig barocke Kunstwerke von großer Dimension.
Andererseits war aber die Wirkung des Barock auf die anonyme Volkskunst
beträchtlich, besonders im religiösen Bereich.
Einen Beitrag zur europäischen Kunst hat Vorarlberg jedoch mit seinen
berühmt gewordenen Barockbaumeistern und Stuckateuren geleistet.
Barocke Architektur
Kirchenbau
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wuchs die Bevölkerung rasch an. So wurden in
der zweiten Hälfte des 17. und während des 18. Jh.s im ganzen Land viele
Pfarrkirchen und Kapellen neu erbaut, oder es wurden bestehende gotische
Kirchen barockisiert. Vielfach wurde der gotische Chor barock überformt, das
Langhaus hingegen neu gebaut oder vergrößert.
Im Süden Vorarlbergs und im Bregenzerwald, wo die Bevölkerung im 19. und 20.
Jh. nicht so rasch zunahm wie in Orten mit Industrie, sind uns noch
zahlreiche barocke Landkirchen erhalten geblieben, die zum Teil über eine
beachtliche barocke Innenausstattung verfügen.
Kirchen mit überwiegend barockem Bestand:
Montafon: die Pfarrkirchen von St. Gallenkirch (mit reicher, einheitlicher
Rokoko-Ausstattung), Bartholomäberg und Tschagguns, die Kuratienkirchen in
Gargellen, Gortipohl, Partenen und Innerberg (bei letzterer der Turm mit
Spitzhelm) und die alte Pfarrkirche in Vandans.
KIostertal: die Pfarrkirchen von Innerbraz und Dalaas sowie die Kirche in
Stuben.
GroßwaIsertal: die Pfarrkirchen von Thüringerberg und Fontanella (beide
verlängert und innen stark verändert), Blons (Turm jedoch mit
Giebelspitzhelm), Raggal, Buchboden (Zentralbau, Turm mit Spitzhelm) und die
Kuratienkirche Marul (innen verändert).
WaIgau: die Pfarrkirchen von Bludesch (Frühwerk des Michael Beer - 1650/53),
Thüringen, Ludesch, Schlins (innen stark verändert) und Bürserberg.
BregenzerwaId: die Pfarrkirchen von Langenegg, Großdorf, Schoppernau,
Schwarzenberg, Bizau (bei den letzten zwei der Turm mit Spitzhelm) und die
Kuratienkirche in Au-Rehmen.
Rheintal: die Pfarrkirchen Bregenz-St. Gallus, Bildstein und Meiningen, in
der Filialkirche St. Arbogast barockes Langhaus.
In etlichen Fällen wurden bestehende gotische Kirchen innen
barockisiert (teils auch durch Umbau der Fenster), meist wurde der Turm
barock umgestaltet oder durch einen Barockturm ersetzt. Solche Beispiele
sind: die Laurentius-Kirche in Bludenz (Bild 3), die Frauenkirche in
Feldkirch, die Pfarrkirchen von Damüls, Au, Röthis, Nenzing und Mittelberg
(bei den letzten vier der Turm mit Spitzhelm) sowie die alten Pfarrkirchen
in Tisis und Lech. Barockisiert wurden in St. Peter / Rankweil die
romanische Chorturmkirche und in Viktorsberg das spätromanische Langhaus
sowie der gotische Chor. 1673 erhielt die Friedhofskirche in Feldkirch den
barocken Turm. In einigen Fällen ist von ehemals barocken Kirchen noch der
Barockturm erhalten, wie bei den Pfarrkirchen von Schruns, Sulzberg,
Andelsbuch und Krumbach. Reste der beweglichen barocken Ausstattung finden
sich in zahlreichen Kirchen, die inzwischen umgebaut oder stark verändert
worden sind.
Über das ganze Land verstreut stehen noch zahlreiche mehr oder weniger gut
erhaltene Kapellen aus der Barockzeit. Stellvertretend seien
angeführt: Seekapelle und Friedhofskapelle in Bregenz, Loretokapelle in
Lustenau, Friedhofskapelle und Karl-Borromäus-Kapelle in Hohenems,
Merbodkapelle in Alberschwende, St. Annakapelle in Schwarzenberg-Stangenach,
Antoniuskapelle in Bludenz-Rungelin.
Besonders hervorzuheben sind drei als Zentralbau ausgeführte
Kapellen: St. Nepomuk in Bregenz (Bild 1), St. Antonius in Feldkirch-Tisis
und St. Anna auf dem Feld in Lingenau.
Obwohl der Zentralbau als ein typisches Anliegen der Barockarchitektur galt,
ist er in unserem Land nur spärlich vertreten. Das einzige Beispiel einer
Dorfkirche in dieser Art ist die kleine Pfarrkirche von Buchboden/
Großwalsertal.
Als die bedeutendsten unter den Vorarlberger Barockkirchen
hervorzuheben sind die Rankweiler Basilika (mit Gnadenkapelle) sowie die
Pfarrkirchen Bildstein und St. Gallus / Bregenz.
Auf St. Gallus in Bregenz wird bei den Bildbeschreibungen näher
eingegangen (Bild 2).
Weitum im unteren Rheintal sichtbar ist die Pfarr- und Wallfahrtskirche
Maria Bildstein. Sie ist die einzige Kirche im Land mit einer barocken
Doppelturmfassade und wurde 1663 - 1676 (Turmfassade erst 1692 fertig
gestellt) vom Bregenzer Stadtbaumeister Michael Kuen erbaut.
1657 wurde die Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau zu Rankweil um
das Seitenschiff und die Gnadenkapelle erweitert. Baumeister war
Michael Beer aus Au, von dem auch die Pfarrkirche Bludesch stammt. 1757
erhielt die Gnadenkapelle in einer spätbarocken Innenumgestaltung das
heutige Aussehen.
Die ehemalige Stiftskirche Mehrerau
Wahrend der Barockzeit wurden mehr oder weniger alle wichtigen Klöster in
den katholischen Ländern Europas prunkvoll erweitert oder erneuert. Sie
hatten große Bedeutung als Stätten der Gegenreformation und der katholischen
Restauration bzw. als Residenzen absolutistischer Fürstäbte und als
Reichsstifte.
Als wichtigstes Kloster auf Vorarlberger Boden errichtete 1740 - 1743 die
Benediktinerabtei Mehrerau eine neue Abteikirche. Baumeister war der
Bregenzer Franz Anton Beer. Johann Michael Beer (Erbauer der
Turmfassade der Stiftskirche St. Gallen - siehe Bild 11) war Palier (=
Vorstufe zum Meister, Bauführer).
Diese Kirche war die schönste und hervorragendste Spätbarockkirche in
Vorarlberg. Der Kirchturm hatte jenem von Birnau / Bodensee geglichen.
Leider fiel dieses Bauwerk der Säkularisation zum Opfer. Nach der Aufhebung
des Klosters 1806 unter der bayerischen Regierung wurde die Kirche 1808 samt
dem Turm restlos abgebrochen. Die Steine wurden zum Bau der Lindauer
Hafenmauern verwendet.
Barocke Klostergebäude
Unsere in der Barockzeit erbauten Klostergebäude erscheinen eher einfach und
bescheiden. Das Gebäude des Dominikanerinnenklosters Altenstadt wurde
1636 errichtet und 1681 erweitert; die Kirche wurde 1699 eingebaut.
Das ehemalige Dominikanerinnenkloster Thalbach/Bregenz erhielt den
heutigen Konventtrakt 1674 - 1677.
Das Dominikanerinnenkloster St. Peter/Bludenz ist von 1707 - 1723.
Der Haupttrakt des Klosters Mehrerau ist 1774 - 1781 entstanden (s.
Bild 4). Die im 17. Jh. gegründeten Kapuzinerklöster in Bregenz,
Feldkirch, Bludenz und Bezau entsprachen in ihrer schlichten Bauweise dem
Geist des Bettelordens. Der barocke Bestand ist nur noch im Falle von
Bregenz und Bludenz gegeben.
Profanbauten
Im profanen Bereich handelt es sich zunächst um die Erneuerung von
Stadtbefestigungen sowie von Burgen und Schlossanlagen. Als das früheste
Barockbauwerk am Bodensee gilt der Kuppelbau am Bregenzer Martinsturm
(um 1600). Das alte Rathaus in der Bregenzer Oberstadt wurde 1661/62 gebaut
(Fachwerkbau), das heutige Rathaus von Bregenz 1686. Im Feldkircher Rathaus
stammen der Ratssaal und die Ratsstube aus der Barockzeit.
Weiters zu erwähnen sind: Palais Liechtenstein in Feldkirch, Schloss
Gayenhofen in Bludenz (heute Sitz der Bezirkshauptmannschaft),
Deuring-Schlösschen in der Bregenzer Oberstadt, ehemaliges Wohnhaus des
Franz Anton Beer in Bregenz, Kornmarktstraße (heute Gasthof Kornmesser),
Gasthof Lamm in der Mehrerauer Straße (ehemals Amtshaus des Klosters
Mehrerau - ebenfalls von Franz Anton Beer), Wohlwendhaus in Feldkirch-Levis,
Reichsstraße mit einer schönen Portalrahmung.
Ausstattungskunst
Altäre
An den Altären ist der Stilwandel von der Renaissance bis zum Rokoko
besonders gut verfolgbar.
Mit der ersten Hälfte des 17. Jh.s trat an die Stelle des bis dahin meist
noch üblichen Flügelaltars ein fester Rahmenbau mit Säulen, Gebälk und
Giebel. Altäre, die von figuraler Plastik beherrscht waren, wie dies bei
gotischen Schnitzaltären oder bei den Renaissancealtären der Fall war,
wurden immer seltener.
Typisch wurde der Gemäldealtar, bei dem in der Regel ein von Säulen
und einem Giebel gerahmtes Altarbild von plastischen Standfiguren flankiert
wird. Häufig ist in einem Aufsatz ein zweites, kleineres Altarblatt
enthalten. An Hauptaltären befindet sich vor der Predella ein reich
gestalteter Tabernakel. Beispiele aus dem Hochbarock sind etwa die Altäre in
der Leonhardskapelle in Sulzberg, der Hauptaltar in der Antoniuskapelle in
Feldkirch-Tisis oder der Hochaltar in der alten Spitalskirche in Bludenz.
Bei einfacheren Altären oder bei den Seitenaltären wurde oft auf die
seitlichen Begleitfiguren verzichtet, wie es beispielsweise bei den
Seitenaltären in der Hohenemser Friedhofskapelle oder beim linken
Seitenaltar der Pfarrkirche Au zu sehen ist.
Im Spätbarock nahmen die Altaraufbauten besonderen architektonischen
Reichtum (z.B. gedrehte Säulen) und räumliche Tiefe an.
Spätbarocke Altäre sind noch in vielen Kirchen des Landes vorhanden. Ein
besonders schönes Beispiel dafür ist der Hochaltar von Bartholomäberg (Bild
5). Auf weitere Beispiele wird bei der Bildbeschreibung verwiesen.
Kanzeln
Ähnlich wie bei den Altären lässt sich auch hier eine Entwicklung zu
größerem architektonischem und plastischem Reichtum verfolgen. Ein schönes
Beispiel einer Kanzel aus dem Frühbarock ist jene in der Pfarrkirche Au. Ihr
Kanzelkorb besitzt die Ruhe der nachwirkenden Renaissance (Tiroler
Holzbildbauer Michael und Melchior LechIeitner).
Beispiele für Kanzeln aus dem Hochbarock finden sich in der
Laurentius-Kirche in Bludenz und in der St. Anna-Kirche in Thüringen.
Spätbarocke Kanzeln gibt es in den Pfarrkirchen St. Gallus in Bregenz,
Bludesch, Innerbraz, St. Gallenkirch, Tschagguns, Nüziders, Ludesch und
Langenegg sowie in der Kuratienkirche Gargellen.
Orgelprospekte
Bemerkenswerte Orgelgehäuse aus dem Rokoko stehen beispielsweise in
Bregenz-St. Gallus, St. Gallenkirch, Bartholomäberg, und Bludesch.
Chorgestühl
Das bedeutendste Chorgestühl unseres Landes steht in der Pfarrkirche St.
Gallus in Bregenz (Bild 6). Weitere erwähnenswerte Beispiele befinden sich
in den Pfarrkirchen Stuben, Dalaas, St. Gallenkirch, Thüringen und
Tschagguns.
Auch Beichtstühle boten die Gelegenheit zur barocken Prunkentfaltung.
Ein besonders wertvolles Exemplar steht in der Abendmahlskapelle der
Domkirche Feldkirch. In der Pfarrkirche St. Gallenkirch sind die
Beichtstühle in den spätbarocken Hochaltarprospekt einbezogen.
Barocke Ausgestaltung fanden auch Taufsteine, Bankdocken, Sakristeischränke
und Kirchenportale (z.B. das Hauptportal der Wallfahrtskirche Bildstein).
Stuckatur
In der innenräumlichen Dekoration der Barock- und Rokokozeit spielte die
Stuckatur eine besondere Rolle. In dieser Kunstgattung stellte Vorarlberg
zahlreiche einheimische Meister, die den berühmten Stuckateuren von
Wessobrunn (Schmuzer, Feuchtmayer, Zimmermann) nacheiferten. Sie fanden denn
auch ihre Aufträge hauptsächlich im benachbarten Ausland. Die Stuckateure
einer Familie Moosbrugger aus Au/Bregenzerwald beispielsweise schufen
die besten Rokoko-Stuckaturen der Schweiz. Auch in unserem Land gibt es
Beispiele von Stuckaturen aus dieser Zeit. Stuckarbeiten aus dem Hochbarock
finden sich im Kloster Altenstadt, in den Pfarrkirchen Schlins und Thüringen
sowie in der St. Antonius-Kapelle in Feldkirch-Tisis.
Beispiele für Rokoko-Stuckaturen beherbergen die Pfarrkirchen in
Bregenz-St. Gallus, Innerbraz, St. Gallenkirch, Au (Bild 8), Schwarzenberg
und Schoppernau sowie die Klöster Mehrerau (Bild 4) und Altenstadt.
Bemerkenswerte Stuckdecken gibt es im Wohlwendhaus in Feldkirch-Levis.
Malerei
Bei der Ausschmückung von Kirchen waren noch bis weit ins 17. Jh. die aus
der Gotik überkommenen Malereien an hölzernen Flachdecken üblich (z.B.
Beschling, St. Arbogast/Götzis, Wallfahrtskirche Bildstein). Erst im 18. Jh.
setzte sich die direkte Malerei auf Gewölbedecken durch. Viele dieser
Deckengemälde sind später übermalt worden.
Erwähnenswerte Deckenbilder aus dieser Zeit finden sich noch in Bregenz in
St. Gallus und in der Nepomuk-Kapelle (Josef Ignaz Wegscheider aus
Riedlingen). Die Deckenbilder in der Pfarrkirche Röthis (Bild 9) stammen von
Johann Georg Zick aus Ottobeuren, und die Deckenfresken der
Pfarrkirchen Innerbraz und St. Gallenkirch sind von Johann KIausner
aus Tirol gemalt worden.
Es waren fast durchwegs Meister aus Oberschwaben und dem Allgäu oder aus
Tirol, die bei uns tätig waren.
Von den einheimischen Freskenmalern erlangte Joseph Johann Kauffmann
aus Schwarzenberg - der Vater der Angelika Kauffmann - als Wandermaler eine
gewisse Bedeutung (Graubünden, Italien, Bodenseegebiet, Oberschwaben,
London).
Im frühen 17. Jh. entstanden zunächst noch zahlreiche Altarbilder in
manieristischem Stil, auch von Vorarlberger Malern gemalt (z.B. das
Altarblatt Abendmahl am rechten Seitenaltar in Röns).
Aus dem ganzen 17. Jh. existiert eine große Anzahl barocker Tafelbilder, die
sowohl von einheimischen als auch von auswärtigen Malern zumeist für die
Verwendung auf Altären unserer Kirchen und Kapellen geschaffen wurden.
Inzwischen schmücken viele dieser Bilder die Wände von Pfarrhöfen,
Rathäusern und Heimatmuseen oder auch privater Kunstsammler. Dasselbe gilt
übrigens auch für die Tafelmalerei des folgenden Jahrhunderts.
Unter den auswärtigen Malern ist Matthäus Zehender (1641 - um 1700)
aus Mergentheim (in der Nähe von Würzburg) besonders hervorzuheben. Er
erhielt so viele Aufträge in Vorarlberg, dass er sich von ca. 1674 bis 1679
in Bregenz niederließ. Von ihm sind z.B. Altarblätter in den Pfarrkirchen
Ruh/Bregenz und Haselstauden erhalten. Daneben schuf er Gemälde für den Saal
des (heute alten) Rathauses, das damals in der Bregenzer Oberstadt erbaut
worden war.
Die Malerei des 18. Jh.s ist bewegter und beschwingter und erreichte im
Rokoko eine luftige Durchsichtigkeit. Auch in diesem Jahrhundert wurde
wieder eine Vielzahl von Altarblättern von einheimischen und auswärtigen
Kunstmalern geschaffen. Im nördlichen Vorarlberg herrschen Werke
süddeutscher Maler vor (z.B. mehrere Altarbilder von Franz Georg Hermann,
Hofmaler des Fürststiftes Kempten). Im südlichen Vorarlberg - damals noch
zur Diözese Chur gehörig - war der Einfluss von Tiroler Malern deutlich
spürbar (z.B. J. J. ZeiIIer aus Reutte - Bild 10).
Neben den Altarbildern brachte die Tafelmalerei des 17. und 18. Jh.s auch
zahlreiche, heute noch erhaltene Porträtwerke hervor.
Plastik
Die Plastik dieser Zeit trat bei uns - ähnlich wie in der Gotik - vorwiegend
im sakralen Bereich in Erscheinung. Die Namen der Künstler sind in vielen
Fällen nicht bekannt.
Zu Beginn des 17. Jh.s arbeitete Esaias Gruber d. J. aus Lindau u.a.
auch für die Grafen von Hohenems. Von seinen frühbarocken Werken sind dort
zwei Steinreliefs (1610/1625) in der Pfarrkirche St. Karl und Steinplastiken
im Palast erhalten.
Der erste namhafte Barockbildhauer unseres Landes war Erasmus Kern
(1. Hälfte 17. Jh.), der in Feldkirch das Bürgerrecht erworben hatte. Er
schuf zahlreiche der damals noch üblichen Schnitzaltäre. Werke von ihm sind
in Liechtenstein und Graubünden vorhanden. Von seinen in Vorarlberg noch
erhaltenen Arbeiten sind die Meschacher Krippenfiguren am bekanntesten (Bild
7).
Der Bildhauer Franz Anton Kuen aus Bregenz (1679 - 1742) wirkte in
Süddeutschland, in der Schweiz, aber auch in Salzburg und Böhmen. Von ihm
stammen u.a. eine Heiligenfigur im Schattenburg-Museum und Apostelköpfe aus
Terrakotta im Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz. Ähnlich wie bei der
Malerei kamen in der Plastik des 17. und 18. Jh.s die Einflüsse aus dem
süddeutschen und dem Tiroler Raum zur Geltung (z.B. Hans Zürn d. J.,
aus der Bildhauerfamilie Zürn in Waldsee, und Michael LechIeitner aus
Tirol).
Hingewiesen sei an dieser Stelle auf Arbeiten barocker Gold- und
Silberschmiedekunst, die in Monstranzen, liturgischen Gefäßen und
Tabernakelaufbauten besondere Anwendung fand. Etliche Werke in unserem Land
zeugen davon (z.B. spätbarocke Monstranzen im Feldkircher Dom und in der
Pfarrkirche St. Martin in Dornbirn; die Silberreliefs der Metallummantelung
des wundertätigen Kreuzes in Rankweil - eine Augsburger Arbeit; der Silberne
Altar in St. Gallus Bregenz - Teile davon heute am Volksaltar verwendet).
Vorarlberger Barockbaumeister
Im 17. und 18. Jh. brachte Vorarlberg - und hier besonders der Bregenzerwald
- eine Vielzahl begabter Bauleute hervor, die sich als Baumeister, Maurer,
Zimmerleute, Steinmetze und Stuckateure weit über die Landesgrenzen hinaus
einen Namen machten. Sie traten ab der Mitte des 17. Jh.s an die Stelle der
Baumeister und Baukünstler aus Graubünden (Schweiz) und Wessobrunn
(Südbayern), die den italienischen Barock in den Raum nördlich der Alpen
verbreitet hatten.
Der Wirkungsbereich der Vorarlberger umfasste vor allem den süddeutschen
Raum, Baden-Württemberg und die deutschsprachige Schweiz. Der Schwerpunkt
lag in Vorderösterreich, das damals bis ins Elsass reichte. Das Handwerk war
zur damaligen Zeit in Zünften organisiert. Um etwa 1650 gründete Michael
Beer die Auer Zunft, wo u.a. nach französischen und italienischen
Vorlagen das Bauzeichnen gelernt wurde. Während des 17. und 18. Jh.s gingen
aus dieser Zunft etwa 600 Meister des Baufaches hervor. Allein in der Zeit
von 1651 bis 1787 wurden über 1800 Lehrlinge ausgebildet.
In der Barockzeit wurden von Vorarlbergern über 1 000 Bau- und
Stuckaturaufträge ausgeführt, wovon ca. zwei Drittel auf Angehörige der Auer
Zunft entfielen. Manche Meister betrieben ihre Großbaustellen in
Gemeinschaftsarbeit und beschäftigten viele Bauhandwerker aus ihrer Heimat
als Saisonarbeiter. (In einem Bericht aus dem Jahre 1729 heißt es: ... hat
Meister Peter Thumb aus dem Land ins Elsass an Polieren, Gesellen und Buben
200 mitgenommen.)
Vorarlberger Münsterschema
In Anlehnung an Jesuitenkirchen in Süddeutschland und in der Schweiz
errichteten die Vorarlberger Baumeister in der zweiten Hälfte des 17. Jh.s
ihre sakralen Bauten nach einem Grundschema, das später als Vorarlberger
Münsterschema bezeichnet wurde.
Dieser Kirchenbautypus bestand ursprünglich in tonnengewölbten
Wandpfeilerhallen mit stark verkürztem Querhaus ohne hochgezogene
Kuppel. Die mehr oder weniger in den Kirchenraum vorspringenden Wandpfeiler
gliederten die Langhausflanken in Seitenkapellen. Oftmals ist die
Wandpfeilerstruktur durch hoch gelegene, umlaufende Emporen oder Galerien
verbunden. Die Wandpfeiler können auch zufolge von Durchgängen von der
Langhauswand abgesetzt erscheinen. Das Äußere dieser Kirchenbauten ist eher
streng gegliedert. Die östliche oder westliche Stirnfront ist meist als
Doppelturmfassade ausgebildet.
In der ersten Hälfte des 18. Jh.s strebten die Vorarlberger Barockbaumeister
eine Verknüpfung von Lang- und Querhaus in Richtung Zentralraum an (Kempten,
Weingarten, Einsiedeln, St. Gallen) und drängten am Schluss der Entwicklung
die Wandpfeiler fast ganz zurück (Birnau).
Die bedeutendsten Barockbaumeister
Aus der Vielzahl von Meistern seien im Folgenden die hervorragendsten und
ihre Hauptwerke angeführt:
Michael Beer
(um 1605 - 1666) aus Au, Begründer der Auer Zunft. Fürststift Kempten,
Kirche Hofen bei Friedrichshafen (heute evangelisch), Stiftsanlage
Kreuzlingen; in Vorarlberg: Pfarrkirche Bludesch, Basilika Rankweil (Umbau
und Gnadenkapelle)
Michael Thumb
(um 1640 - 1690) aus Bezau. Stiftskirche Obermarchtal/Donau, Noviziatshaus
Weingarten; in Vorarlberg: Kloster Thalbach/Bregenz (Haupttrakt)
Johann Georg Kuen
(1642 - 1691) aus Bregenz. Ehemalige Stiftskirche Pfäfers/Schweiz, Chor der
Stiftskirche Einsiedeln
Kaspar Moosbrugger
(1656 - 1723) aus Au, Klosterbruder in Einsiedeln. Kloster und
Klosterkirche Einsiedeln, Kloster Disentis, Stift Weingarten (Planung)
Franz Beer
von Bleichten (1660 - 1726) aus Au, Ratsherr in Konstanz, Adelserhebung
durch Kaiser Karl Vl. Unter 18 Kirchenbauten sind Weingarten, Weißenau,
Irsee (alle drei Oberschwaben) sowie Münsterlingen/Thurgau und St.
Urban/Luzern die hervorstechendsten, unter 21 Klosterbauten jene von
Salem/Bodensee und Weingarten
Peter Thumb
(1681 - 1766) aus Bezau, Ratsherr in Konstanz. Klosterkirchen
Ebersmünster/Elsass, St. Peter im Schwarzwald, Birnau am Bodensee (Bild 12)
und Kloster St. Gallen
Neubarock
Im 19. Jh. - besonders aber um die Wende zum 20. Jh. - wurde wieder auf den
barocken Baustil zurückgegriffen. Beispiel dafür sind die Pfarrkirchen von
Koblach, Höchst, Dornbirn-Oberdorf und Bezau sowie die Stiftskirche im
ehemaligen Gallusstift Bregenz (Zentralbau mit Laterne, heute
Landesbibliothek) und das ehemalige Internat der Stella Matutina in
Feldkirch (jetzt Landeskonservatorium). Ein Beispiel für ein neubarockes
Profangebäude ist die Schlossvilla Raczynski (jetzt Kloster
Marienberg/Bregenz).
Literaturhinweise
llg Karl, Landes- und Volkskunde, Geschichte, Wirtschaft und Kunst
Vorarlbergs, Bd. IV Die Kunst, Universitätsverlag Wagner - Innsbruck, 1967
Bilgeri Benedikt, Geschichte Vorarlbergs, Bd. Il, Böhbus, Graz, 1974
Burmeister Karl Heinz Geschichte Vorarlbergs - Ein Überblick Verlag für
Geschichte und Politik Wien, 3. Auflage 1989
Schwarz Artur, Heimatkunde von Vorarlberg, Eugen-Ruß-Verlag, Bregenz, 1949
Lehrerarbeitskreis für Heimatkunde im Unterricht, Land Vorarlberg - eine
Dokumentation, Eugen-Ruß-Verlag, Bregenz, 1988
DEHIO Vorarlberg, Schroll & Co., Wien, 1983
Frey Dagobert, Österreichische Kunsttopografie - Bezirk Feldkirch, ÖKT Bd.
XXXII, Wien, 1958
Bottineau Yves, Die Kunst des Barock, Herder Freiburg - Basel - Wien, 1986
Lieb/Dieth, Die Vorarlberger Barockbaumeister, Schnell & Steiner, München -
Zürich, 1967
Ausstellungskatalog des Vorarlberger Landesmuseums Nr. 78: Kunst und Kultur
von der Steinzeit zur Gegenwart, 1978
Ausstellungskatalog, Bregenz 1964: Barock am Bodensee/Plastik
Ausstellung der Gemeinde Au und des Vorarlberger Landesmuseums, 1990:
Vorarlberger Barockbaumeister - 10 Hauptwerke
Kleiner Kunstführer: Bregenz St. Gallus, Verlag Schnell & Steiner, München -
Zürich, 1979
Kleiner Kunstführer: Basilika Unserer Lieben Frau, Rankweil/Vorarlberg,
Verlag Schnell & Steiner, München - Zürich, 1987
Kleiner Kunstführer: Au - Bregenzerwald, Verlag Schnell & Steiner, München -
Zürich, 1990
Schweizerische Kunstführer: Kathedrale St. Gallen, Gesellschaft für
Schweizerische Kunstgeschichte, Basel, 1988
Cistercienser-Priorat Birnau: Basilika Birnau - Das Barockjuwel am Bodensee
FACHAUSDRÜCKE
Fassmaler:
Seit dem ausgehenden Mittelalter gebräuchliche Bezeichnung für den Maler,
der plastische Bildwerke bemalt (z.B. die farbige Fassung eines
Schnitzwerkes).
Laterne:
Lichteinlassender Aufsatz über einer Kuppel, auch Aufsatz auf einer
Zwiebelhaube.
Rocaille:
Muschelartiges, asymmetrisches Ornament des Spätbarock (C-Schwung),
namengebend für Rokoko.
Spiegelgewölbe:
Eine allseitige Wölbung, die im oberen Teil durch eine ebene Fläche
(Spiegel) abgeschnitten ist.
Stichkappe:
Gewölbe, das quer in das Längsgewölbe einschneidet, meist bei Fenstern, die
in die Gewölbezone eingreifen.
Stuckmarmor:
Stuck (Gemisch aus Gips, Kalk und Sand), der mit Marmorstaub gefärbt und mit
Marmoradern bemalt wird (Marmorimitation).
Volute:
Spiral- oder Schneckenform, die häufig an Kartuschen, Giebeln und Kapitellen
vorkommt.
Zentralbau:
Ein Bau, bei dem im Gegensatz zum Langhausbau alle Teile auf einen
architektonischen Mittelpunkt bezogen sind. Der Grundriss kann aus einem
Kreis, einem Oval, einem Quadrat, einem Vieleck, einer Kreuzform oder
konchenartig entwickelt sein. Den oberen Abschluss bildet meist eine Kuppel.
Weitere Begriffserklärungen siehe Einleitungstexte zu Renaissance und Gotik!
Verwendete Literatur für Fachausdrücke:
Koch Wilfried: Baustilkunde, Orbis Verlag, München, 1988
Koepf Hans: Bildwörterbuch der Architektur, Kröner Verlag, Stuttgart, 1985
Ergänzende Bilder zum Thema
aus anderen UHVf-Bildreihen:
UHVf 8 / 39 Schloss Gayenhofen in Bludenz
47 Fidelis von Sigmaringen
53 Benediktinerabtei Weingarten
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56 Theaterankündigung
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62 Karte des ehemaligen Vorderösterreich (um 1790)
UHVf 11 / 52 Kloster Mehrerau
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14 Rathausstraße mit Rathaus und Seekapelle
17 Stadtpfarrkirche St. Gallus
19 Kloster Mehrerau
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34, 35 Birnau - Außen- und Innenaufnahme
40 St. Gallen - Klosteranlage
41 St. Gallen - Klosterbibliothek
42 Bregenz - Mehrerau - Klosteranlage
UHVf 16 / 53 Bildstein - Fassade der Wallfahrtskirche
UHVf 19 / 25 Pfarrkirche Bludesch
UHVf 22 / 23 Barocke Pfarrkirche St. Gallenkirch
UHVf 24 / 2 Wahrzeichen der Stadt Bludenz
3 St. Laurentius-Kirche (Innenaufnahme)
UHVf 29 / 14 Dalaas - Heiligkreuz
UHVf 41 / 12 Der Rathaussaal (Feldkirch)
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