Das
Kleinwalsertal
Das Kleinwalsertal ist
ein in sich geschlossenes Muldental und erstreckt sich von Baad in nordöstlicher Richtung
in einer Länge von 13 km bis zur bayrischen Grenze. Ein Halbkreis von Zweitausendern
trennt das Tal mit seinen 97 km² Fläche vom übrigen Vorarlberg. Vom Tannberg ist
es über den Gemstel- und Hochalppass und vom Bregenzerwald über das Starzeljoch, über
das Hörnle und den Gerachsattel nur zu Fuß zu erreichen. Mit Fahrzeugen gelangt man von
Vorarlberg über das Allgäu (Oberstaufen - Immenstadt - Oberstdorf) ins
Kleinwalsertal. Eine kürzere Anfahrt führt von Hittisau aus über Balderschwang -
Obermeiselstein - Fischen nach Oberstdorf und ins Kleinwalsertal.
Der Großteil seines
Gebietes liegt in dem den Vorarlberger Kalkalpen eingelagerten südöstlichen Flyschzug.
Die höchsten Gipfel wie Widderstein, Geißhorn, Elfer-, Zwölferkopf und Schafalpenköpfe
setzen sich aus Triaskalken zusammen. Die das Tal entwässernde Breitach durchbricht in
einer 40 m tiefen Schlucht die Enge des Talausganges (Breitachklamm) und fließt in
die Iller, die ihr Wasser der Donau zuführt.
Die drei Ortschaften
Riezlern, Hirschegg und Mittelberg sind Streusiedlungen und breiten sich in einer Höhe
von 1.100 m bis 1.250 m aus. Das am Talschluss liegende Dörfchen Baad zählt zur
Ortschaft Mittelberg. Jede Ortschaft ist eine selbständige Pfarrei. Sie bilden aber
zusammen die politische Gemeinde Mittelberg. In den letzten Jahren hat sich das
Siedlungsbild durch den Bau von Hotels, Gästeheimen und modernen Eigenheimen gewandelt.
Durch die ständige Zuwanderung aus Deutschland erhöhte sich die Einwohnerzahl auf
derzeit 5.600 (Volkszählung 1991: 5.038,
Volkszählung 1981: 5.020, Volkszählung 1951: 3.071, Volkszählung 1910:
1.270 Einwohner).
Bis zum Jahre 1920
bildete die Landwirtschaft die wichtigste wirtschaftliche Grundlage der damals etwa
250 Bergbauernfamilien. Handel, Handwerk und Hausindustrie blieben unbedeutend und
dienten lediglich dem Bedarf der Talbewohner. Nach dem Ersten Weltkrieg gewann der
Fremdenverkehr immer mehr an Bedeutung, stieg im Laufe der letzten Jahrzehnte sprunghaft
an und ist heute Haupterwerb. Die Übernachtungen
stiegen von 24.000 im Jahre 1924 sprunghaft auf 1,719.000 im Jahre
1998/99 an. Die über 12.200 Fremdenbetten sind im Winter- und Sommerhalbjahr etwa
gleichmäßig ausgelastet. In allen drei Ortschaften erschließen heute Liftanlagen die
Schiabfahrten und Wandergebiete. In Riezlern wurde die Kanzelwand-Seilbahn (1.956 m)
und in Mittelberg die Walmendingerhorn-Seilbahn (1.993 m) erbaut. Als Aufstiegshilfen
stehen im Winter und Sommer außerdem mehrere Lifte zur Verfügung.
Seit dem Jahre 1891 ist
das Tal dem deutschen Zoll- und Wirtschaftsgebiet angeschlossen (Staatsvertrag vom
2. Dezember 1890). Die Bewohner zahlen ihre Steuern und öffentlichen Abgaben bis zur
Einführung des Euro im Jahre 2002 in deutscher Währung, aber Postsendungen frankieren
sie mit österreichischen Briefmarken, und ihre Autos führen österreichische Kennzeichen
(Zollausschlussgebiet).
Im 14. Jahrhundert
begannen die Walser vom Tannberg aus das Tal der Breitach zu besiedeln. Anfänglich
gehörte das Tal den Edlen von Rettenberg im Allgäu, ab 1351 besaßen es die Herren von
Heimenhofen. Seit 1453 ist es österreichisches Hoheitsgebiet. Die Freye
Gerichtsbarkeit wurde in den ersten zwei Jahrhunderten gemeinsam mit dem Tannberg
auf dem Tschirgenhügel in Hochkrumbach ausgeübt. 1563 erhielt das Breitachtal sein
eigenes freyes Gericht Mittelberg. Während der Bayernherrschaft wurde das
Gericht abgeschafft (1807) und das Tal dem Bezirksgericht Bezau zugeordnet.
An Sehenswürdigkeiten
bietet das Kleinwalsertal die neuromanische Kirche in Riezlern mit den Wand- und
Deckengemälden von Martin Feuerstein und dem Pacher-Flügelaltar (1520), die aus dem
Jahre 1463 stammende Pfarrkirche in Mittelberg mit dem wappengezierten Taufstein (1495),
das Walser Heimatmuseum in Riezlern und die Breitachklamm.
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