STADT FELDKIRCH
Vorwort
Unterhalb der Schlucht, durch
die die Ill den Walgau verlässt, liegt Feldkirch. Sowohl der Fluss als auch
die vier Höhen, die Feldkirch umgeben, nämlich der Ardetzenberg, der
Blasenberg, der Stadtschrofen und das Känzele, haben der alten Stadtsiedlung
seit jeher natürlichen Schutz gegeben. Bis in die jüngere Zeit herauf
bestand Feldkirch nur aus dem heutigen alten Stadtkern. Erst durch die
Eingemeindung der Ortschaften Levis, Altenstadt, Gisingen, Nofels (mit
Bangs und Fresch), Tosters und Tisis hat sich der Siedlungsraum besonders
gegen Norden und Westen hin stark ausgeweitet, sodass Feldkirch heute mit
seinem Gemeindegebiet bis an den Rhein reicht und somit die westlichste
Stadt Österreichs ist.
Jahrhundertelang war Feldkirch
ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt, führten doch die Handels- und
Verkehrswege einerseits vom Bodensee her über Feldkirch nach Süden (Chur)
und andererseits von der Schweiz im Westen über Feldkirch in Richtung
Arlberg nach Osten. Der letztgenannte Verkehrsweg ist heute noch immer von
großer Bedeutung.
Der Name Feldkirch taucht
urkundlich erstmals um 850 als „ad Feldkirichun“ (= Kirche im Feld) auf,
doch bezog er sich zunächst auf das Gebiet von Altenstadt. Erst nachdem sich
Graf Hugo I. von Montfort um 1200 auf der Schattenburg niedergelassen
hatte, übertrug sich der Name Feldkirch auf die neu gegründete Siedlung an
der Ill. Um 1218 ist zum ersten Mal die Rede von der Stadt Feldkirch.
Obwohl das Grafengeschlecht
der Montforter 200 Jahre lang der Stadt ein bestimmtes Gepräge gegeben hat,
erlangte das bürgerliche Gemeinwesen beachtliche Rechte und Freiheiten („Feldkircher
Freiheitsbrief“ des letzten Montforter Grafen). Verständlich, dass bei den
gewährten Freiheiten Handel und Verkehr blühen konnten. Auch das Zunftwesen
spielte dabei eine große Rolle. Mit dem Tod des letzten Grafen von Montfort
gingen 1390 Stadt und Herrschaft Feldkirch an das Haus Habsburg über. Von
nun an verwalteten Vögte den neuen habsburgischen Besitz. Sie residierten
gleichfalls auf der Schattenburg.
Mit seinen Türmen, Toren,
Stadtmauern und vor allem mit der Schattenburg war Feldkirch eine wehrhafte
Stadt. Nur einmal (im Appenzellerkrieg) wurde die Schattenburg 1406 von den
eigenen Bürgern, die sich mit den Appenzellern verbündet hatten, zerstört.
Im Schwabenkrieg hielt die wiederaufgebaute Burg mit der stark befestigten
Stadt 1499 die Schweizer von einem Angriff ab. Hingegen rettete sich 1647
Feldkirch vor der Zerstörung durch die Schweden durch Bezahlung einer hohen
Kontribution. 1799, während der napoleonischen Kriege, erlangte Feldkirch
Kriegsruhm. Als nämlich der französische General Massena die Stadt Feldkirch,
das österreichische Einfallstor, zu erobern versuchte, erlitten die
Franzosen trotz großer Übermacht eine empfindliche Niederlage. Zum letzten
Mal spielten sich am 1. Oktober 1943 kriegerische Ereignisse in Feldkirch
ab. Bei einem amerikanischen Bombenangriff wurden 168 Menschen getötet und
137 Häuser zerstört oder beschädigt. Außer in kriegerischen Zeiten hat
Feldkirch auch noch andere Unglücksfälle mitgemacht. Achtmal wurde die Stadt
von Großbränden heimgesucht. Mehrere Male, zuletzt 1635, holte sich die Pest
ihre Opfer unter den Stadtbewohnern. Und schließlich brachte die Ill mit
ihren häufigen Überschwemmungen immer wieder Not und Elend in die Stadt. Die
letzte große Überschwemmung war im Juni 1910.
Die Stadt Feldkirch hat ihren
mittelalterlichen Charakter bis heute erhalten. Der Dom und andere
Gotteshäuser, das Rathaus, das Palais Liechtenstein sowie die Schattenburg
beherbergen zahlreiche Kunstdenkmäler. Seit 1968 ist Feldkirch Sitz des
Ordinariates der Diözese Vorarlberg. Feldkirch ist aber nicht nur
Bischofsstadt, sondern auch eine Beamtenstadt. Wichtige Landesdienststellen
bzw. Behörden sind hier untergebracht, so das Landesgericht, die
Finanzlandesdirektion, die Bezirkshauptmannschaft, das Landeshochbauamt, das
Landesstraßenbauamt, das Telegraphenbauamt samt Fernmeldezentrale für
Vorarlberg, die Landesfeuerwehrschule (mit Katastrophenzentrum), ferner die
Wirtschaftskammer und die Kammer für Arbeiter und Angestellte
(Arbeiterkammer). Schließlich wurde Feldkirch 1972 mit dem Bau des
Landeskrankenhauses und Landesunfallkrankenhauses das medizinische Zentrum
Vorarlbergs.
Das Bildungswesen ist seit
altersher in Feldkirch beheimatet. Das Feldkircher Gymnasium ist das
älteste im Lande. 1649 wurde es von den Jesuiten gegründet. Die 1856
ebenfalls von den Jesuiten errichtete „Stella Matutina“ (Schule mit
Pensionat) genoss Weltruhm. 1979 musste sie wegen Nachwuchsmangels der
Jesuiten geschlossen werden. In dem noch erhalten gebliebenen Gebäudetrakt
ist heute das Landeskonservatorium untergebracht. Weitere Orden, die sich in
Feldkirch niedergelassen haben, sind die Kapuziner, die Kreuzschwestern
(Institut St. Josef), die christlichen Schulbrüder sowie die Missionare vom
kostbaren Blute (Xaveriushaus). Von den zahlreichen allgemein‑ und
berufsbildenden Schulen, die es in Feldkirch gibt, ist die Pädagogische
Akademie als Stätte der Lehrerausbildung an erster Stelle zu nennen.
Der Umstand, dass Feldkirch
schon früh eine Lateinschule besaß und „Studierstädtchen“ war, mag dazu
beigetragen haben, dass diese Stadt viele bedeutende Persönlichkeiten
hervorgebracht hat. Erwähnt seien u.a. der Humanist Dr. Hieronymus Münzer
(geb. 1437), der Astronom Dr. Georg Joachim Rhetikus (1514 - 1576), der
Maler Wolf Huber (1480 - 1553) und der Bildhauer Erasmus Kern (geb. 1592).
Hohe kirchliche Würdenträger, Gelehrte, Musiker und Komponisten, Kunstmaler
und Schriftsteller sowie berühmte Landesherren und Politiker haben mit dazu
beigetragen, dass Feldkirch bis heute ein kultureller Mittelpunkt des Landes
geblieben ist. |