Bergbauern |
Als die Gebirgstäler Vorarlbergs besiedelt wurden, war die Landwirtschaft Lebensgrundlage der Talbewohner. Die Erträge aus Feldbewirtschaftung und Viehzucht waren jedoch wegen der unwirtlichen Voraussetzungen sehr gering. Die Bevölkerungszahl dagegen nahm infolge der kinderreichen Familien stetig zu. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse mussten im 19. Jahrhundert viele Kinder im noch schulpflichtigen Alter im Frühjahr den elterlichen Hof verlassen um in der Fremde ihr Brot zu verdienen. Hauptsächlich fanden sie Arbeit bei Bauern im süddeutschen Schwabenland. Daher wurden sie als Schwabenkinder bezeichnet. Einzelne Familien wanderten in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in die sogenannte „Neue Welt“ aus. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs brachte neue Arbeitsplätze in die Vorarlberger Täler. Viele Bergbauern vermieten Zimmer als zusätzliche Einnahmequelle. Romantische Maisäße oder Alphütten sind bei den Gästen begehrte Pachtobjekte. Weiters kann der Bergbauer seine Produkte vermehrt in der Gastronomie vermarkten. Im Winter können die Bauern einen Zuverdienst in Tourismuseinrichtungen bekommen, z.B. als Liftangestellter oder Schilehrer. Nicht selten wird der Nebenverdienst wieder in die Landwirtschaft investiert. Die Bewirtschaftung der Berghöfe ist sehr aufwändig. Die Kinder, die früher am Hof arbeiteten, gehen ihrer Ausbildung nach. Die Zeit der Knechte und Mägde ist vorbei. Sie kämen den Bauern viel zu teuer. Aber auch die maschinelle Hilfe hat Grenzen – in der unwegsamen Natur und im hohen Anschaffungspreis. Um die teuren, hangtauglichen Maschinen gewinnbringender einzusetzen,gründeten die Bauern Maschinenringe. Diese vermitteln den gegenseitigen Einsatz der vorhandenen Geräte. Das Land Vorarlberg fördert seit 1974 die Bergbauern mit Flächenbewirtschaftungs- und Alpungsprämien. Dazu kamen einige Jahre später Stützungen des Bundes für Milchprodukte und Fleischexporte. Auch die Europäische Union hat erkannt, dass der Bergbauer von seinen Produkten allein nicht leben kann. Würde aber dieser Berufsstand verloren gehen, hätte das gravierende Auswirkungen auf Natur und Tourismus. Daher beteiligt sich die EU finanziell an Programmen zur Flächenbewirtschaftung. Dafür gibt es allerdings keine Produktstützungen mehr. Damit gewinnt die Funktion des Bergbauern als Landschaftspfleger an Bedeutung. Die Landschaft pflegt und erhält der Bauer nicht nur durch eigenhändige Arbeit, sondern ein wesentlicher Faktor ist die Beweidung durch Vieh und Schafe. Die arbeitsaufwändige Bewirtschaftung im Gebirge macht die Erzeugung von Massenware unmöglich. Deshalb stellen die Bergbauern vermehrt naturnahe Spezialprodukte her: Bergkäse, Ziegenkäse, Erzeugnisse aus Heilkräutern, Schafwoll- und andere Produkte. Diese vermarkten die Landwirte selbst auf den regionalen Bauernmärkten. |