blindWo zumindest in den Langhäusern der Kirchen die Fenster klein und spärlich blieben, bot sich weiterhin die Gelegenheit, die großen, glatten Wände für diesen Zweck zu nutzen.
Ein typisches Beispiel dafür ist die Pfarrkirche in Damüls, wo in der von Rolle Maiger 1484 erbauten Kirche zwischen 1490 und 1500 von unbekannter Meisterhand die Wände mit reichhaltigen Wandfresken ausgestattet wurden. An der Nordwand (links im Bild) ist in 20 Bildern das Erlösungswerk, das Leiden Christi, dargestellt. Die Chorbogenwand zeigt das Jüngste Gericht. Zur Rechten und Linken des Weltenrichters sitzen auf den zwölf Thronen der Stämme Israels in individueller Charakterisierung die zwölf Apostel mit zu Gericht. Daneben in den Zwickeln sehen wir posaunenblasende Engel zwischen den sich öffnenden Gräbern. Unten links der Chor der Heiligen, rechts der Höllendrachen, durch dessen Rachen die Verdammten in die Hölle stürzen. (Der Baldachin links oben, Apostel verdeckend, ist barocke Übermalung.)
An der Südwand, zwischen Mauerecke und erstem Fenster, sind von unten nach oben die leiblichen Werke der Barmherzigkeit als Maßstab für das Gericht dargestellt. Zwischen den Fenstern der Südwand zeigt sich in einem Großbild (3,6 auf 6,3 m) die Anbetung der Hl. Drei Könige.
Die Bewegtheit der Komposition, die Einbringung von Perspektive und Landschaft sowie die Ansätze von Körperhaftigkeit in der Personendarstellung lassen Einflüsse der Renaissance erkennen.
Die Damülser Wandfresken waren im Frühbarock 1630 mit Kuhhaarverputz überdeckt worden. Erst 1950 wurden sie wieder entdeckt und in mühevoller Restaurierungsarbeit freigelegt.
Weitere bemerkenswerte Wandmalereien aus der Gotik finden sich in folgenden Kirchen bzw. Kapellen:
Pfarrkirche Mittelberg: an der Nordwand und am Chorbogen ähnlich wie in Damüls (Ende 15. Jh.), Teile der Wandmalerei im Chor ebenfalls noch vom Anfang des 16. Jh.s.
St. Nikolaus-Kirche in Bludenz-Zitz: an der Westseite Jüngstes Gericht (frühe gotische Wandfresken um 1330), an der Nord- und Südwand sowie im Chor nur noch Fragmente vorhanden.
St. Martins-Kirche in Ludesch: die Fresken an der rechten Langhauswand (Marienleben), Ende 15. Jh.
St. Martins-Kapelle in Bregenz-Oberstadt: Fresken an allen vier Wänden des Altarraumes, vorwiegend um 1362 entstanden.
Pfarrkirche Reuthe: im Chor und an der Triumphbogenwand aus der ersten Hälfe des 15. Jh.s.
St. Magdalena-Kirche in Feldkirch-Levis: an der Fassade Fresken um 1320, an der Nordwand und im Chor Fragmente (Wende 14./15. Jh.).
Pfarrkirche Brand: gotische Fresken im Langhaus (um 1500).
Pfarrkirche Hohenweiler: Fresken am Chorbogen und an der nördlichen Langhauswand (um 1480).
Alte Pfarrkirche in Lech: nur die Fresken links im Chor sind gotisch (um 1450).