Beim Experiment VAN HELMONTS (ein Weidenzweig mit 2,5 kg war in
einem Topf mit 100 kg Erde gepflanzt worden. In 5 Jahren hatte der Baum
84,5 kg, das Trockengewicht der Erde hatte sich aber nur um 60 g verringert)
wog die Weidenpflanze nach fünf Jahren das Vielfache des Anfangsgewichts.
Man weiß, dass eine solche Pflanze zu 80 % aus Wasser besteht, dies
sind rund 67,5 kg. Das Trockengewicht dieser Pflanze beträgt demnach
84,5 kg - 67,5 kg = 17 kg.
Die Gewichtszunahme der Weidenpflanze in fünf Jahren war 84,5 kg
- 2,5 kg = 82 kg.
Die Mineralsalzaufnahme von 60 g reicht nicht aus zu erklären, wo
die 17 kg organischer Substanzzunahme herstammen. Neben der Aufnahme von
Stoffen aus dem Boden muss es eine weitere Form der Stoffaufnahme geben.
Dies führt zu der Frage, welche Bestandteile der Luft eine Rolle
für das Leben der Pflanzen spielen.
Die ersten Versuche zur Klärung dieser Problematik führte
JOSEPH PRIESTLEY gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch.
PRIESTLEY brachte eine Kerze in einen abgeschlossenen Behälter.
Die Kerze erlosch nach kurzer Zeit. Als er eine Maus in den gleichen Behälter
brachte, starb sie. Daraufhin setzte er Maus und Kerze zusammen in den
Behälter. Die Kerze erlosch schneller als sonst. Offenbar benötigten
Maus und Kerze den gleichen Bestandteil der Luft. Wenn nun aber auf der
Erde ständig Verbrennungsprozesse stattfinden und gleichzeitig viele
Lebewesen atmen, müsste dann nicht dieser Luftbestandteil eines Tages
verbraucht sein? Im Rahmen weiterer Versuche machte PRIESTLEY im Verlauf
des Monats August 1771 eine wichtige Entdeckung. Am 17. August hatte er
einen Minzezweig in die Luftmenge eingebracht in der zuvor eine Kerze
erloschen war. Am 27. August konnte er in der ursprünglich verbrauchten
Luft wieder eine Kerze zum Brennen bringen. Die Pflanze hatte der Luft
offensichtlich den Bestandteil wiedergegeben, der ihr zunächst durch
die Kerze entnommen worden war.
Bild: Der Versuch von Joseph Priestly
Der holländische Arzt IAN INGENHOUSZ (1730-1799) entdeckte
die Bedeutung des Lichtes und der grünen Pflanzenteile für die
Wiederherstellung "guter" Luft. Seine Forschungen zeigten, dass der entscheidende
Anteil der "schlechten" Luft das Kohlenstoffdioxid war und derjenige der
"guten" Luft der Sauerstoff. Im Jahre 1804 bewies der Schweizer DE SAUSSURE
durch sorgfältigen Vergleich des Gewichts der von der Pflanze produzierten
organischen Substanz und des von ihr abgegebenen Sauerstoffs mit der Menge
des aufgenommenen Kohlenstoffdioxids, dass zwischen den Ausgangsstoffen
und Reaktionsprodukten eine Differenz besteht. Dies konnte nur dann erklärt
werden, wenn neben dem Kohlenstoffdioxid auch das Wasser zur Ernährung
der Pflanze beiträgt. Damit war die qualitative Beschreibung der
Photosynthese in ihren Grundzügen gelungen:
Kohlenstoffdioxid + Wasser (+ Licht) --> organische Substanz + Sauerstoff
In der Folgezeit fand man heraus, dass die Menge des aufgenommenen CO2
genau der Menge des abgegebenen O2 entspricht. Dieses Verhältnis
wird als Photosynthesequotient bezeichnet. Das organische Photosyntheseprodukt
in den belichteten Sprossen erwies sich als Stärke. Da Stärke
aus Glucosebausteinen aufgebaut ist, durfte man mit Recht vermuten, dass
zunächst Glucose als organisches Reaktionsprodukt auftrat.
Die Ausgangsstoffe der Photosynthese (CO2, H20)
sind energiearme Verbindungen, Glucose ist dagegen energiereicher. Diese
Verbindung kann in Form von Stärke gespeichert und bei Bedarf für
bestimmte Lebensprozesse genutzt werden. Hierdurch unterscheidet sich
die Photosynthese wesentlich von anderen Photochemischen Prozessen (z.
B. Ausbleichen von Farben oder Photographische Prozesse), bei denen die
Reaktionsprodukte sofort zerfallen und ihre Energie in Form von Wärme
freisetzen.
Bilder u.a. aus:
Kroll, Demmer, Thies: "Stoffwechsel", (Serie Biologie, Westermann
Wien).
|