Die Umweltfaktoren der Photosynthese
Die gesamte Photosyntheseausbeute eines Jahres beträgt auf der Erde
rund 5 * 1013 kg Kohlenstoff oder 22,5 * 1013kg
organische Stoffe. Würde man diese Ausbeute als Rohrzu-cker (Saccharose)
zusammentragen, so ergäbe sich ein Berg mit einer Grundfläche
von 111 km2 und einer Höhe von 3200 m.
Der Wirkungsgrad der Photosynthese kann unter Laborbedingungen deutlich
erhöht werden. Dies geschieht u. a. durch Veränderung der äußeren
Faktoren wie Kohlen-stoffdioxidgehalt der Luft, Belichtung und Temperatur.
Kohlenstoffdioxidgehalt der Luft:
Durch Erhöhung des durchschnittlichen CO2-Gehaltes der
Luft, der 0,03 Vol-% beträgt, auf 0,1 Vol.-% kann man die Photosyntheseleistung
um das Dreifache steigern. Eine Erhöhung der CO2-Konzentration
führt zu einem Maximumwert (Sättigungswert) bzw. zu keiner weiteren
Leistungssteigerung.
Abb.: Die Abhängigkeit der Photosynthese von der Kohlenstoff-Konzentration.
Führt man den Versuch bei verschiedenen Lichtintensitäten durch,
so zeigt sich, dass bei zunehmender CO2-Konzentration durch
Erhöhung der Lichtmenge die Photosyntheseaktivität weiter gesteigert
werden kann. Dies geschieht so lange, bis die Lichtintensität wieder
als begrenzender Faktor auftritt. Im Proportionalitätsbereich der
Kurven wirkt Kohlenstoffdioxid als begrenzender Faktor, im Sättigungsbereich
dagegen das Licht.
Abb.:
Die Abhängigkeit der Photosyntheseleistung von der Kohlendioxid-Konzentration
bei 2 verschiedenen Beleuchtungsstärken.
In Gewächshäusern wird durch Begasung mit Kohlenstoffdioxid
die Photosyntheseaktivität und damit der Ertrag erhöht. Beim
Spinat kann man den Ertrag auf das Fünffache steigern, wenn die CO2-Konzentration
auf 0,6 Vol-% erhöht wird. Solche Ergebnisse darf man jedoch nicht
verallgemeinern. Bereits bei Konzentrationen von 0,3 Vol-% treten bei
Tomatenpflanzen nach zwei Wochen Schädigungen auf. Offensichtlich
reagieren nicht alle Pflanzen in gleicher Weise auf die Erhöhung
einzelner Faktoren.
Am natürlichen Standort ist der Kohlenstoffdioxidgehalt der Luft
bei günstigen Licht- und Temperaturverhältnissen ein begrenzender
Faktor für die Leistungsfähigkeit der Photosynthese. Hier zeigt
sich, dass die tatsächliche Leistung eines Stoffwechselvorganges,
an dem mehrere Faktoren beteiligt sind, stets von der Größe
des im Minimum vorliegenden Faktors bestimmt wird. Diese Gesetzmäßigkeit
entspricht dem "Gesetz des Minimums".
Licht
Steigert man die Lichtintensität, so steigt die Photosyntheseleistung
deutlich an. Mit weiter zunehmender Beleuchtungsstärke wirken jedoch
andere Faktoren (Kohlenstoffdioxidgehalt der Luft, Temperatur) begrenzend.
Eine noch weitere Steigerung kann zu einer dauerhaften Schädigung
der Pflanze führen.
Abb.: Abhängigkeit der reellen Photosyntheseleistung von der Beleuchtungsstärke.
Wenn man die Photosyntheseleistung anhand der Sauerstoffproduktion misst,
wird in der Regel der bei der Zellatmung gleichzeitig verbrauchte Sauerstoff
nicht erfasst. Man stellt also nicht die wirkliche (reelle) Leistung fest,
sondern nur die scheinbare (apparente). Um die wirkliche Leistung der
Photosynthese genau zu bestimmen, muss man gleichzeitig die Atmungsaktivität
der untersuchten Zellgewebe messen.
Abb.:
Der tägliche CO2-Ausstausch einer Tomatenpflanze.
Bei sehr schwacher Belichtung ist der Sauerstoffverbrauch bei der Zellatmung
größer als die Sauerstoffproduktion der Photosynthese. Man
könnte auch sagen, die Kohlenstoffdioxidproduktion bei Zellatmung
ist größer als der Kohlenstoffdioxidverbrauch bei der Photosynthese.
Im Schnittpunkt der Kurve mit der Abszisse ist die Bilanz dieser beiden
gegenläufigen Prozesse ausgeglichen (Lichtkompensationspunkt).
Betrachtet man den täglichen CO2-Austausch bei einer
Tomatenpflanze, so zeigt sich während der Dunkelheit eine negative
CO2-Bilanz. Am frühen Morgen wird der Kompensationspunkt
erreicht, danach überwiegt der CO2-Verbrauch in der Photosynthese
deutlich.
Temperatur
Von Photochemischen Prozessen ist bekannt, dass sie weitgehend temperaturunabhängig
sind. Dies zeigt sich besonders eindrucksvoll bei der Belichtung einer
photographischen Schicht. Es macht keinen Unterschied, ob sie bei -20°
C oder bei +50°C belichtet wird.
Biochemische Prozesse dagegen unterliegen der Reaktionsgeschwindigkeits-Temperatur-Regel
(RGT-Regel). Sie besagt, dass bei einer Temperaturerhöhung um 10°C
sich die Reaktionsgeschwindigkeit durchschnittlich verdoppelt.
Abb.: Einfluss der Temperatur auf die Photosyntheseleistung bei geringer
und hoher Lichtintensität.
Bei geringer Lichtstärke bleibt die Photosyntheseleistung bis zu
einer Temperatur von 30°C nahezu unverändert. Die Beleuchtungsstärke
ist der begrenzende Faktor. Bei hoher Lichtstärke steigt die Photosyntheserate
in diesem Bereich beträchtlich an. Sie erreicht bei 33°C ihren
höchsten Wert. Der Kurvenverlauf zeigt das typische Bild einer Optimum-Kurve.
Bei Temperaturen über 33°C fallen beide Kurven rasch ab.
Während die Temperatur bei geringer Beleuchtungsstärke praktisch
ohne Einfluss ist, zeigt sich ihr Einfluss bei hoher Beleuchtung ganz
deutlich. Dies deutet darauf hin, dass bei der Photosynthese lichtabhängige,
photochemische Prozesse ablaufen, die temperaturunabhängig sind.
Daneben laufen auch lichtunabhängige, biochemische Prozesse ab, die
temperaturabhängig sind. Man spricht von der Licht- bzw. Dunkelreaktion
der Photosynthese.
Bilder aus:
Kroll, Demmer, Thies: "Stoffwechsel", Serie Biologie, Westermann
Wien.
|