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Stanley
L. Miller und Harold C. Urey bewiesen schon 1953 an der Universität
von Chicago (Illinois) in seinem Experiment, dass unter bestimmten Umständen
aus anorganischen Stoffen organische Stoffe entstehen konnten.
Auf Anregung des russischen Wissenschaftlers Alexander Oparin, der bereits
1930 annahm, dass die die heutige Atmosphäre mit der Uratmosphäre
nicht übereinstimmte, versuchte er dir Uratmosphäre künstlich
zu rekonstruieren.
Miller stellte in seinem System den Ozean als einen Kolben brodelnden
Wassers und die Atmosphäre als einen mit elektrischen Entladungen
durchzogenen Kolben, gefüllt mit Methan (CH4), Ammoniak
(NH3), Wasserstoff (H2) und Wasserdampf (H2O),
welcher aus dem anderen aufstieg, dar.
Das ganze System stellte einen Kreislauf dar, indem die wasserlöslichen
Verbindungen, die durch die elektrische Entladung aus den Gasen entstanden
waren, durch Kühlen kondensiert und wieder in den "Ozean"
geleitet wurden.
Nach einer Woche konnte man in der Lösung verschiedene Aminosäuren,
Formaldehyd, Milchsäure, Blausäure und in weiterer Entwicklung
daraus verschiedene Zucker nachweisen. Änderte man die Rahmenbedingungen
des Versuches (z.B. UV-Strahlung, Infrarot usw.) so entstanden sogar noch
komplexere Moleküle wie beispielsweise ATP.
1961 gelang es Juan Oró von der Universität Houston die Synthese
von Adenin (eine der 4 Basen der DNA) aus einem einfachen Blausäure-Ammoniak-Gemisch.
Da die so synthetisierten Verbindungen jedoch durch UV-Strahlen wieder
aufgelöst werden, hielt sich in den höheren Schichten des Ozeans
ein Gleichgewicht zwischen Bildung und Auflösung. In den unteren
Schichten, wo die UV-Belastung geringer war, konnte sich die Konzentration
der Verbindungen erhöhen.
Auf diese Weise entstand die „Ursuppe“. Aus dieser
Ursuppe entwickelten sich unter dem katalytischen Einfluss von porösem
Lavagesteins und Ton verschiedene Vorläufer heutiger Proteine.
Heute
ist jedoch bekannt, dass die für biologische Belange relevante erste
Atmosphäre wahrscheinlich eine grundlegend andere Zusammensetzung
hatte, als noch von Miller angenommen. So war sie wahrscheinlich nur schwach
reduzierend, und es erscheint als sicher, dass sie nicht diese hohen Konzentrationen
an Methan und Ammoniak beherbergte, wie noch zu Ureys Zeiten vermutet
worden war.
Doch Millers Versuch wurde in Form zahlreicher Abwandlungen in der ganzen
Welt wiederholt, die Ausgangsbedingungen in vielfältiger Weise variiert
und den heute herrschenden Theorien angepasst.
Manche Experimentatoren bedienten sich anstelle des Methans Kohlenmonoxids,
andere setzten Kohlendioxid und elementaren Stickstoff, wieder andere
Blausäure und Formaldehyd (die intermediären Folgeprodukte der
photochemischen Umwandlung von Methan und Ammoniak) oder Dicyan und Kohlendioxid
ein. Wieder andere legten die heute angenommene Zusammensetzung der ersten
Atmosphäre ihren Experimenten zugrunde.
Alle Experimentatoren meldeten Erfolge, kein Versuch war ein Misserfolg.
Besonders interessant waren die Resultate unter Verwendung von Kohlendioxid,
Wasser und Kohlenmonoxid neben Spuren von Wasserstoff, woraus nach heutigem
Wissen die erste Atmosphäre bestanden hatte. Im Laufe der Zeit füllten
die nachgewiesenen biotisch bedeutsamen Komponenten ganze Bücher.
Hoimar van Ditfurth schrieb dazu:
"Es schien vollkommen gleich zu sein, auf welche Ausgangsstoffe
man zurückgriff. Hauptsache war, dass das Gemisch Kohlenstoff, Wasserstoff
und Stickstoff enthielt, jene Atome, die den Hauptteil aller lebenden
Materie bilden (...) Mit welchen Mitteln auch immer man die Bedingungen
der Ur-Erde zu kopieren versuchte, in praktisch jedem Fall entstanden
die komplizierten Moleküle, deren 'abiotische Genese' deren Entstehung
ohne die Anwesenheit von Lebewesen nicht nur so vielen vorangegangenen
Forschergenerationen, sondern auch den Männern, die diese Versuche
jetzt durchführten, bis dahin so geheimnisvoll erschienen war."
Zusammenfassung der Miller Urey-Versuche:
Ausgangsstoffe:
Wasser, Methan, Ammoniak, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefelwasserstoff
(H2S), Cyanwasserstoff (HCN), Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Methanol (HCHO),
Glycolsäure (HO-CH2-COOH), verschiedene Mineralien und Ionen.
Endprodukte:
Organische Säuren: Ameisensäure, Essigsäure, Bernsteinsäure,
Milchsäure, Propionsäure, Buttersäure,
Aminosäuren: Glycin, Alanin, Valin, Leucin, Isoleucin, Serin,
Threonin, Tyrosin, Phenylalanin, Tryptophan, Asparaginsäure, Glutaminsäure,
Lysin, Arginin, Histidin, Cystein, Methionin, Asparagin, Glutamin, Prolin,
Zucker: Glucose, Mannose, Fructose, Ribose, Desoxyribose ua.
Purin-Derivate: Adenin, Guanin, Xanthin, Hypoxanthin, Harnsäure,
Pyrimidin-Derivate: Uracil, Thymin, Cytosin
Außerdem: Harnstoff, Thioharnstoff, Methylharnstoff, Isoprene
und Porphyrine.
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