Jeder von uns isst - manchmal nur eine Kleinigkeit zwischendurch, manchmal
mit großem Heißhunger, manchmal aus Gusto, und einmal schmeckt's
auch weniger gut. In unserer Kultur hat das Essen außerdem Stillen
des Hungers und der Nahrungsaufnahme noch andere Bedeutungen. Mit anderen
Leuten zusammen essen; besonders in der Familie hat es den Wert des "Zusammenkommen",
des "sich Versammeln" und des "Gemeinsamen".
Nicht jedem schmeckt alles gleich gut und natürlich gibt es auch
Unterschiede im Essverhalten. Der eine isst mehr der andere weniger, der
eine nimmt rascher, der andere langsamer zu. Dazu gibt es Personen; die
ihr Essverhalten dermaßen verändert haben, dass sie sich gesundheitlich
deutlich schädigen, weil sie entweder viel zu wenig essen oder viel
zu viel essen. Zum Arzt kommen sie meist erst nach der Schädigung
ihrer Gesundheit.
Wir möchten euch über
"ANOREXIA NERVOSA = MAGERSUCHT" und über
"BULIMIA NERVOSA = ESSSUCHT" - also zwei Essstörungen,
die besser getrennt besprochen werden, informieren!
Die beiden Störungen treten oft nacheinander beim gleichen Menschen
auf, oft kommt die Bulimie Monate oder Jahre nach der Anorexie. Frauen
leiden unter dieser Störung ca. zehnmal häufiger als Männer.
Anorexie beginnt meist im Jugendalter und tritt nur selten nach der Lebensmitte
auf. Es ist eine Besonderheit der Anorexie, dass körperlich gesunde,
junge Menschen allein durch selbstauferlegtes Hungern bis in den Bereich
bedrohlicher Funktionsstörungen gelangen oder sogar sterben, obwohl
der Tod keineswegs angestrebt und das Risiko des Todes zumindest nicht
bewusst in Kauf genommen wird. Die Patientinnen verleugnen ihren körperlichen
Mangelzustand und dessen Folgen vor sich und der Umwelt. Viele Menschen
glauben, dass es ohne die Gesellschaft keine Magersucht gäbe. Ab
Mitte der fünfziger Jahre hat die Magersucht erstaunlich stark zugenommen.
Hervorzuheben ist, dass Magersucht vor allem in den oberen sozialen Gesellschaftsschichten
vorkommt. Interessant ist auch, dass 90 bis 95% aller Magersüchtigen
weiblichen Geschlechts und meist überdurchschnittlich begabt sind.
Minderbegabte werden nicht magersüchtig, dies ging aus mehreren Studien
hervor.
Die
SYMPTOME für ANOREXIE (Appetitlosigkeit) sind:
DIE QUÄLENDE ANGST, ZU DICK ZU WERDEN
MINIMALE NAHRUNGSAUFNAHME
HOCHGRADIGER GEWICHTSVERLUST UND MAGERKEIT
EXESSIVE KÖRPERLICHE BETÄTIGUNG UND SPORT
VERLUST DER MENSTRUATION (AMENORRHOE)
ÄNDERUNG DER KÖRPERBESCHAFFENHEIT
Wie es beginnt:
Die Anorexie beginnt in der Teenagerzeit, jedoch in milderer Form. Fachleute
schätzen, dass ca. eines von 150 Mädchen mit fünfzehn Jahren
unter Anorexie leidet. Die Magersüchtigen zeichnen
sich vor der Erkrankung, von wenigen Ausnahmen abgesehen, durch Sensibilität,
tadelloses Benehmen, ausgezeichnete Schulleistungen, Sportlichkeit sowie
scheinbare Problemlosigkeit aus.
Fast immer beginnt die Anorexie mit dem Wunsch abzunehmen, der ja heutzutage
überall geäußert wird und natürlich bei den heranwachsenden
Mädchen wichtig geworden ist, ob sie schlank oder etwas "fester'
sind. Tatsächlich waren aber ca. 30% der Patientinnen übergewichtig,
bevor sie wie alle anderen Anorexiepatientinnen auch, mit Diätkuren
begannen. Zum Unterschied von anderen Menschen können die Anorektikerinnen
mit ihrer Diät nicht mehr aufhören, auch wenn sie schon ihr
Wunschgewicht erreicht haben. Sie hungern immer weiter und weiter, auch
wenn sie schon extrem untergewichtig sind. Die kleine Kalorienmenge, die
sie noch zu sich nehmen, wird in Form von Früchten, Salaten, Gemüse
oder Yoghurt zugeführt. Dazu kommt, dass die Patientinnen noch Sport
treiben, um ja sicher abzunehmen.
Leider kommt es auch aus dem gleichen Grund nicht selten zu einem Missbrauch
von Abführmitteln oder sogenannten "Schlankmachern". Hungern
und Sich-Bewegen sind schließlich der alleinige Lebensinhalt
Patientinnen mit anorektorischen Essstörungen haben
ein großes Interesse am Essen: Sie kaufen für sich ein, sie
kochen und backen, und achten darauf, nicht das zu essen, was andere essen.
Menschen, die an Anorexie leiden, verändern oft durch ihre Magerkeit
ihr ganzes Aussehen. Bei pubertären Mädchen wirkt sich das aus,
indem sich die körperlichen Zeichen einer Frau rückentwickeln
oder sich gar nicht beginnen, zu entwickeln, auf Grund einer Störung
der Hormone, durch unnatürliche Nahrungsmittelaufnahme. Darum sehen
anorektische Mädchen und Frauen für ihr Alter sehr unreif aus
und die Entwicklung der Selbständigkeit und der Persönlichkeit
beeinflussen und manchmal sogar kindlich bleiben.
Magersüchtige leiden sehr unter Hunger, auch wenn sie es nicht zugeben
können. Das Hungergefühl ist nicht nur leidvoll, es verschafft
auch Befriedigung. Je fortgeschrittener die Magersucht ist, um so mehr
wird die Waage zu beherrschenden Instanz. Sie zeigt der Magersüchtigen
an, ob sie "versagt' hat oder ob sie das Erwünschte "geleistet"
hat. Es gibt Betroffene, die sich zwanzig- bis dreißigmal am Tag
wiegen, sogar nachts.
Manchmal befürworten nicht wenige Eltern die Gewichtsabnahme ihrer
Tochter zunächst und bewundern sie. Oft haben sie auch sogar gemeinsam
mit einer Schlankheitskur begonnen. Wenn die Eltern aufmerksam werden
und auf die Tochter Druck ausüben, erfindet die Leidende immer geschicktere
Täuschungen. Sie geben etwa vor, schon gegessen zu haben, berichten
von Einladungen bei Freunden, verschmutzen Geschirr und lassen es herumstehen,
um die Eltern zu täuschen. Die Betroffenen lassen sich wirklich die
merkwürdigsten Tricks einfallen, um den Eltern eine heile Welt vorzugaukeln.
Magersüchtige hungern oft bis in den Tod. Ungefähr
fünf Prozent sterben an der Magersucht, vor allem auch, wenn eine
Lungenentzündung oder Nierenversagen als zusätzliche Komplikation
dazukommt.
Eine Anorexie kann über mehrere Jahre andauern, und in Folge dessen
entwickeln viele anorektische Frauen auch Symptome der Bulimie ( = Stierhunger)
dazu. Sie versuchen zu erbrechen, was sie gegessen haben und missbrauchen
Abführmittel. Zum Unterschied von den "echten" Bulimiepatientinnen
sind jene, die die Bulimie aus der Anorexie entwickeln, weiterhin untergewichtig.
Die SYMPTOME für BULIMIE sind:
ÜBERSTEIGERTE ANGST, ZU DICK ZU WERDEN
FRESSANFÄLLE
NORMALES GEWICHT
ERBRECHEN UND/ODER ABFÜHRMITTELMISSBRAUCH
UNREGELMÄßIGE REGELBLUTUNGEN
Die Bulimie ist eine Essstörung, die meist Frauen
erfasst, die etwa Mitte 20 sind, und die als Kind nicht selten etwas übergewichtig
waren. Es ist eine relativ häufige Störung, die ca. 3 von 100
Frauen irgendwann einmal haben.
Zum Unterschied zur Anorexie nehmen Bulimiepatientinnen nicht so extrem
ab und halten ihr Körpergewicht oft im Normbereich. Jedoch können
sie auch trotz ihrer Essstörung übergewichtig sein! Der Grund
dafür ist, dass sie zwar Erbrechen herbeiführen und Abführmittel
missbrauchen, aber auch unter Fressanfällen leiden. (Fressanfälle:
innerhalb kürzester Zeit große Mengen hochkalorischer Nahrung
zu sich nehmen.)
In diesen "Fressorgien" können sie mehr als 10000 Kalorien
essen. Nachdem sie - zum Beispiel - etliche Päckchen Kekse, Schokolade,
Tortenstücke und Chips verschlungen haben, muss die Nahrung möglichst
rasch und vollständig wieder aus dem Körper entfernt werden
Meistens erbrechen sie das gerade aufgenommen Essen oder sie nehmen hohe
Dosen Abführmittel ein, z. B. bis zu 100 Dragees. Das Erbrechen findet,
ebenso wie die Heißhunger Attacken, in der Regel heimlich statt.
Anschließend ist die Patientin deprimiert und hat Schuldgefühle.
Das "Fressen und Erbrechen" kann das Gewicht in einem kurzen Zeitraum
um +/- 5kg verändern. Dieser Vorgang ist natürlich sehr belastend
und wird für die meisten zu einem Teufelskreis.
DIE FOLGEN VON ANOREXIE UND BULIMIE:
Aushungerung (Schlafstörungen, Verstopfung, Konzentrationsstörungen,
Kälteempfindlichkeit, spröde Knochen, Karies, Muskelschwäche,
Tod)
Erbrechen (aufgedunsenes Gesucht, unregelmäßiger Herzschlag,
Nierenschädigungen durch Salzverlust, epileptische Anfälle)
Abführmittelmissbrauch (Magenschmerzen, geschwollene Finger, Störung
der Darmmuskulatur)
DIE HÄUFIGSTEN URSACHEN FÜR BEIDE ESSSTÖRUNGEN:
gesellschaftlicher Druck
zwanghafte Selbstkontrolle
die Pubertät
familiäre Einflüsse
Depressionen
belastende Ereignisse
In unserer westlichen Gesellschaft ist man der Meinung, dass schlank
schön ist. Dies wird uns jeden Tag, durch das Fernsehen, Illustrierte
und Plakatwänden, mit dünnen Frauen und Männern, vor Augen
geführt. Diese starke Beeinflussung führt dazu, dass jeder von
uns so aussehen will, darum eine Diät hält und Gefahr läuft,
an Anorexie zu erkranken. Über lange Zeit haben die Betroffenen nicht
nur kein Krankheitsgefühl, sie empfinden vielmehr ihr verändertes
Verhalten als Stärke, als Zuwachs an Leistung, es bringt ihnen das
Gefühl, über Kräfte zu verfügen, die andere, z. B.
ihre Eltern, Geschwister oder Freunde, nicht haben.
Zudem können besondere Belastungen ausschlaggebend für Essstörungen
sein.
Zum Beispiel: Das Zerbrechen einer zwischenmenschlichen Beziehung, einen
Umsiedlung, Berufswechsel oder Studium bzw. Schule.
Die Behandlung:
Wenn jemand auffallend dünn ist und keine Periode mehr hat, ist
es Zeit, sich wieder an ein natürliches und ungefährliches Körpergewicht
heranzutasten. Um dies zu erreichen, ist es wichtig die Patientin und
ihre Familie über das "gesundes Gewicht" und über die Kalorienmenge
bzw. über die Speisen zu informieren, die sie zu ihrem erhofften
Gewicht führen sollen. Jedoch ist die Behandlung der Magersucht für
jeden Arzt eine Herausforderung, da jede Patientin anders ist und es kein
Universalrezept gibt.
In der Anorexie hat die Patientin eine ganz ausgeprägte Kontrolle
über das Essen und über den Körper. Die genaue Kontrolle
muss abgebaut werden. Jugendliche, die noch zu Hause wohnen, werden dann
von den Eltern mit dem notwendigen Essen versorgt, das vorher vom Facharzt
abgestimmt wird. Das Leben mit einer Anorektikerin kann das Familienleben
sehr belasten. In vielen Fällen ist es hilfreich mit Anorexiepatientinnen
Themen zu besprechen, die sie beschäftigen (z.B. Beziehungen zum
anderen Geschlecht, die Schule, das Selbstbewusstsein, das Selbstwertgefühl,
das körperliche Aussehen, Vorgänge in der Familie). Bei Anorexien
kommt es oft zu einem weitgehenden Rückzug aus dem Freundeskreis
und aus dem Familienleben, einer Vereinsamung und Isolation. Dies versucht
man natürlich auch zu unterbinden. Nur wenn diese ersten Schritte
der Behandlung nicht wirklich helfen oder der Gewichtsverlust lebensbedrohlich
geworden ist, ist eine Aufnahme im Krankenhaus unvermeidlich.
Jedoch kann der Heilungsprozess auch durch eine ambulante Behandlung
medikamentös unterstützt werden.
Bei der Bulimie versucht man durch Verhaltenstraining zum gewünschten
Erfolg zu kommen. In diesem Fall wird ein gleichbleibendes Gewicht bei
drei täglichen Mahlzeiten, jeweils zur selben Zeit, ohne Hungern
und Erbrechen angepeilt.
Da Bulimiker oft älter als Anorektikerinnen sind und häufiger
nicht mehr zu Hause wohnen, sind Stundenpläne und Tagebücher
über die Mahlzeiten eine wichtige Stütze, um eine andere Form
der Selbstkontrolle zu erlernen. Auch bei Bulimie ist eine ausführliche
und detaillierte Information über die Nahrung und die Zusammensetzung
von Mahlzeiten wichtig, damit die Personen durch zu große Gewichtszunahmen
nicht verunsichert werden bzw. enttäuscht werden. Es kann sein, dass
die Bulimie einer Depression zu Grunde liegt. Falls dies der Fall ist,
müssen antidepressive Medikamente eingenommen werden.
Die Psychotherapie ist ein weiterer Bestandteil der Behandlung. In einem
Gespräch mit einem dafür ausgebildeten Facharzt, werden mögliche
seelische und soziale Ursachen in der Lebensgeschichte erforscht, unbewusste
Konflikte aufgedeckt und gemeinsam erarbeitet oder darüber nachgedacht,
ob eine andere Sichtweise oder Lebensweise sinnvoller wäre. Des öfteren
werden die Familie oder Partnerin die Behandlung eingebunden. Allerdings
wird der Erfolg einer Psychotherapie von der Einstellung aller Betroffenen
abhängen, weil die Gespräche viel Motivation, Konzentration,
Ausdauer und Belastbarkeit brauchen.
Häufig haben Angehörige oder Familienmitglieder, falls sie
aufmerksam werden, Probleme mit einer Person, die Essstörungen hat,
umzugehen.
Einige Tipps:
Man sollte Familienmitglieder mit Essstörungen einfühlsam und
sachlich darauf ansprechen und besonders bei Anorexiepatientinnen nicht
überrascht sein, dass sie kaum verstehen können, wie gefährlich
untergewichtig und dünn sie sind. Meistens leben sie weiter in der
Vorstellung, zu dick und übergewichtig zu sein.
Das hängt damit zusammen, dass in diesem Lebensabschnitt und durch
die Krankheit das Gefühl für den eigenen Körper und sein
Aussehen sehr unsicher ist und auch sonst wenig Stabilität da ist.
Bei Bulimie ist ein besonders rücksichtsvolles Gespräch notwendig!
Meist schämen sie sich sehr über das, was sie tun, leiden unter
Schuldgefühlen und versuchen auch oft mit Erfolg, die Fressattacken
und das Erbrechen zu verstecken. Wird eine Essstörung erkannt ist
es wichtig, das klärende, einfühlsame Gespräch zu suchen!
Denn je früher eine Anorexie oder Bulimie erkannt wird, desto einfacher
ist es, dabei zu helfen.
Anorxie und Bulimie können auch zum Tod führen, weil
beide Störungen oft massive Veränderungen verschiedener, natürlicher
Gleichgewichtige im Körperhervorrufen. Beider Anorexie ist es das
lebensbedrohliche Untergewicht, beider Bulimie die lebensbedrohliche Störung
im Wasser- und Salzhaushaltes, die zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen
führt und beide Erkrankungen können Nierenschädigungen
auslösen, die nicht mehr gutgemacht werden können.
Oft können auch Selbsthilfegruppen durch Information, Gedankenaustausch
und Unterstützung durch Personen Hilfe anbieten, die ähnliche
Probleme haben. Es ist für sie einen Erleichterung zu erfahren, dass
andere Personen das gleiche Problem wie sie haben.
Schülerreferat - Autorinnen: Karin HOPFNER, Ramona ÖLZ,
PG Riedenburg, Bregenz
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