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ANATOMIE/PHYSIOLOGIE

Neurologie [3] - Wirkung von Pharmaka und Drogen


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Wirkung von Pharmaka auf die Synapsen:

Für jeden Neuro-Transmitter gibt es andere Akzeptorstellen. Damit ist sichergestellt, dass nur der jeweils "passende" Transmitter eine Wirkung erzielt. Trotz dieses Erkennungssystems treten Fehler auf:

Curare beispielsweise, das Pfeilgift südamerikanischer Indianer, besetzt an den Skelettmuskeln die Akzeptorstellen für Acetylcholin, ähnlich wie ein steckender falscher Schlüssel das Schloss für den richtigen Schlüssel versperrt. Deshalb können durch Curareeinwirkung die Befehle zur Kontraktion nicht mehr auf die Muskeln übertragen werden. Muskellähmung und Tod durch Stillstand der Atmung sind die Folge.

Atropin, das Gift der Tollkirsche, wirkt ganz ähnlich. Es blockiert an den Eingeweidemuskeln die Akzeptorstellen für Acetylcholin. Herz- und Atemlähmung stellen sich ein.

Transmitter:

Die Blockierung der Synapsen ist eine Möglichkeit, die Weitergabe der Erregung zu beeinflussen. Es gibt aber auch Stoffe, die den Transmittern chemisch ähnlich sind und auf diese Weise die Akzeptorstelle "täuschen":

LSD ist mit dem Transmitter Serotonin chemisch verwandt.

Meskalin, wie LSD ein Halluzinogen, und Amphetamin, ein Dopingmittel, sind ähnlich aufgebaut wie Noradrenalin. Chlorpromazin, ein Beruhigungsmittel, ähnelt Dopamin. Nikotin ahmt wahrscheinlich die Wirkung des Acetylcholins nach.

Reserpin, ein Pflanzenwirkstoff, sorgt dafür, dass Synapsenbläschen mit Noradrenalin diesen Transmitter vollständig abgeben. Dadurch nimmt die Transmittermenge nach einiger Zeit ab. Da Noradrenalin den Blutdruck erhöht, lässt er sich durch Reserpinzugabe senken.

Enzyme:

Auch die Enzyme, die die Transmitter unwirksam machen, lassen sich beeinflussen:

E 605, ein Insektizid, hemmt das Enzym, das Acetylcholin spaltet. Dadurch häuft sich der Transmitter im Synapsenspalt an und bewirkt Übererregung. Noradrenalin wird durch die Enzyme MAO und COMT chemisch so verändert, dass es von den Akzeptorstellen nicht mehr "erkannt" wird.

Nervenzellen mit Noradrenalin als Transmitter sind an Funktionen wie Wachen, Schlafen, aber auch an der Bildung von Emotionen beteiligt. Daher lassen sich mit MAO- und COMT-Hemmstoffen beispielsweise die Depressionen von Patienten, deren Nervenzellen zuwenig Noradrenalin bilden, erfolgreich behandeln.

Durch Blockierung der Akzeptorstellen, Nachahmung von Transmittern und Beeinflussung der Enzyme lässt sich die chemische Übertragung an den Synapsen manipulieren.

Rauschgifte/Drogen:

Noch nicht im einzelnen bekannt ist die Wirkungsweise von Rauschgiften wie Haschisch und Marihuana. Bei den Opiaten Morphin und Heroin weiß man lediglich, dass es Zellen mit eigenen Akzeptorstellen dafür gibt. Man weiß auch, dass im Körper selbst Opiate hergestellt werden, die sogenannten Endorphine. Werden Schmerzen zum Gehirn gemeldet, wirken die Endorphine auf die Informationsübertragung an den Synapsen hemmend ein. Weniger Transmitter wird ausgeschüttet. Möglicherweise werden auch bei der Akupunktur Endorphine freigesetzt. Die Wirkung von Heroin und Morphin könnte also - zumindest teilweise - darauf beruhen, dass sie die eigentlich für die Endorphine bestimmten Akzeptorstellen besetzen.

Erregende und hemmende Synapsen:

Acetylcholin ist nicht der einzige Stoff, der auf chemischem Wege zwischen den Nervenzellen und nachgeschalteten Nerven- oder Muskelzellen vermittelt. Man kennt heute mehrere solcher Überträgerstoffe oder Transmitter. Allerdings können die meisten Nervenzellen immer nur einen bestimmten Transmitter bilden.

Die Bindung der Transmittermoleküle an die Akzeptorstellen der nächsten Nervenzellen kann zwei verschiedene Folgen haben:

Die Natriumkanäle werden durchlässiger, das Ruhepotential nimmt ab: Depolarisation. Dies gilt für erregende Synapsen.

Die Kanäle für K+ Ionen und CI- Ionen werden durchlässiger, das Ruhepotential wird erhöht: Hyperpolarisation. Dies gilt für hemmende Synapsen.

Welche Wirkung eintritt, hängt in erster Linie von den Akzeptorstellen ab. Dennoch fällt auf, dass Acetylcholin, Noradrenalin, Dopamin, Serotonin und Glutaminsäure häufiger an erregenden Synapsen auftreten, y-Aminobuttersäure und Glycin dagegen häufiger an hemmenden Synapsen.

Bilder:
Goll/Schwoerbel: Sinne, Nerven, Hormone (Cornelsen-Velhagen & Klasing)

   
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