|
Charles Louis Alphonse Laveran, Karl Georg Friedrich Rudolph Leuckart,
Ronald Ross, Walter Reed, William Crawford Gorgas
Bakterien brauchen nicht die einzigen Ursachen ansteckender Krankheiten
zu sein. Das ist auch der Grund, warum Pasteurs Entdeckung "Keimtheorie"
genannt wird. "Keim" ist ein allgemeiner Ausdruck für Mikroorganismen
und nicht ausschließlich für Bakterien. Im Jahre 1880 fand
z. B. der französische Arzt Charles Louis Alphonse Laveran (1845
- 1922) während seines Dienstes in Algerien den Erreger der Malaria.
Das war schon für sich selbst sehr aufregend, da die Malaria eine
weitverbreitete Krankheit in den tropischen und subtropischen Gebieten
ist, der mehr Menschen zum Opfer fallen als irgendeiner anderen Krankheit.
Was jedoch diese Entdeckung besonders interessant machte, war die Tatsache,
dass der Erreger keine Bakterie, sondern ein Protozoon, ein einzelliges
Tier, war.
In Wahrheit braucht eine Krankheit nicht einmal durch einen Mikroorganismus
verursacht zu werden. In den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts
widmete der deutsche Zoologe Karl Georg Friedrich Rudolph Leuckart
(1822 - 98) bei seinen Untersuchungen der wirbellosen Tiere sein besonderes
Interesse denen, die parasitär im Körper anderer Organismen
lebten, und begründete so die Wissenschaft der Parasitologie. Es
ergab sich, dass alle wirbellosen Stämme als Parasiten lebende Vertreter
hatten. Einige davon befallen den Menschen. Und solche Parasiten wie Leberegel,
Hakenwürmer, Bandwürmer - die weit davon entfernt sind, mikroskopisch
klein zu sein - können ernsthafte Krankheiten hervorrufen.
Darüber hinaus kann ein vielzelliges Lebewesen, auch wenn es selbst
keine Krankheit verursacht, Überträger von Krankheiten sein,
was genauso schlimm ist. Die Malaria war die erste Krankheit, bei der
dieser Gesichtspunkt der Ansteckung von Bedeutung war. Der englische
Arzt Ronald Ross (1857 - 1932) untersuchte Vermutungen, nach denen
Moskitos die Malaria von Person zu Person übertrugen. Er sammelte
und sezierte Moskitos und konnte schließlich im Jahre 1897 den Malariaparasiten
bei der Anopheles feststellen.
Das war ehe höchst bedeutungsvolle Entdeckung, da die Moskitos eine
schwache Stelle in der Infektionskette waren. Man konnte nämlich
leicht zeigen, dass die Malaria sich nicht durch direkten Kontakt
ausbreitete (der Parasit schien einen Lebensabschnitt im Moskito vollenden
zu müssen, bevor er den Menschen wieder befallen konnte). Warum sollte
man daher nicht ganz einfach die Moskitos vernichten, die Sümpfe
entwässern und unter einem Moskitonetz schlafen? Das erwies sich
als richtig, und wo solche Methoden angewendet wurden, ging die Krankheit
zurück.
Das Gelbfieber war eine andere tödliche Krankheit, die während
des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts in regelmäßigen
Abständen an der Ostküste der Vereinigten Staaten wütete.
Während des spanisch-amerikanischen Krieges legte die amerikanische
Regierung ihr besonderes Augenmerk auf diese Krankheit, da von den Krankheitskeimen
weit mehr amerikanische Soldaten in Cuba getötet wurden als von spanischen
Kanonen. Nach dem Kriege wurde im Jahre 1899 der amerikanische Militärchirurg
Walter Reed (1851 -1902) nach Cuba geschickt, um herauszufinden, was
man dagegen tun könnte.
Wie seine Untersuchungen ergaben, wurde das Gelbfieber nicht durch direkten
Kontakt übertragen. Durch die Arbeiten von Ross wurde er zu der Vermutung
geführt, dass Moskitos, diesmal eine andere Art, die Aedes-Mücken,
dafür verantwortlich seien. Einige seiner Mitarbeiter ließen
sich von Moskitos stechen, die vorher infizierte Menschen gestochen hatten.
Einige davon erkrankten. Ein junger Arzt, Jesse William Lazear (1866
- 1900), starb an den Folgen der Krankheit als echter Märtyrer
für die Menschheit. Die Vermutung war bewiesen.
Ein anderer amerikanischer Armeechirurg, William Crawford Gorgas (1854
- 1920), benutzte Methoden zur Vernichtung der Moskitos, um das Gelbfieber
in Havanna auszurotten, und wurde dann nach Panama versetzt. Die Vereinigten
Staaten versuchten dort einen Kanal zu bauen, obgleich Frankreich einen
vorhergehenden Versuch aufgeben musste. Die technischen Schwierigkeiten
waren sicher groß, aber in Wirklichkeit waren es die hohen Todesziffern
durch Gelbfieber, die alle Versuche zunichte machten.
Gorgas brachte die Moskitos unter Kontrolle, hielt die Krankheit kaltblütig
auf, und im Jahre 1914 wurde der Panamakanal eröffnet.
Aber die Moskitos waren nicht die einzigen Insekten, welche die Rolle
des Bösewichts spielten. Im Jahre 1902 wurde der französische
Arzt Charles Jean Henri Nicolle (1866-1936) zum Direktor des Pasteurinstitut
in Tunis, Nordafrika, ernannt. Dort hatte er Gelegenheit, eine gefährliche
und hoch ansteckende Krankheit, das Fleckfieber, zu untersuchen.
Nicolle beobachtete, dass die Krankheit außerhalb des Hospitals
außerordentlich ansteckend war, wogegen innerhalb des Hospitals
keine Ansteckungen vorkamen. Bei der Aufnahme in das Hospital wurden die
Patienten ausgezogen und gründlich mit Seife und Wasser abgeschrubbt.
Nicolle kam es so vor, als ob sich der Krankheitserreger irgendwie in
der Kleidung befinden müsste, und er etwas sei, das vom Körper
durch Waschen entfernt werden könnte. Sein Verdacht fiel auf die
Körperlaus. Durch Tierversuche ließ sich zeigen, dass allein
durch den Biss der Laus die Krankheit übertragen werden konnte. In
ähnlicher Weise entdeckte der amerikanische Pathologe Howard Taylor
Ricketts (1871 - 1911), dass das Rocky Mountain Fleckfieber durch
den Biss der Viehzecke übertragen wurde.
|