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Frederick Hopkins, Casimir Funk, Joseph Goldberger
Im Jahre 1886 wurde der holländische Arzt Christiaan Eijkman
(1858-1930) nach Java entsandt, um die Beriberi-Krankheit zu studieren.
Es gab Gründe zu der Annahme, dass die Krankheit ein Resultat unzureichender
Ernährung sei. Japanische Seeleute hatten unter ihr sehr gelitten
- die Krankheit verschwand jedoch in den achtziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts, als ein japanischer Admiral Milch und Fleisch zur Kost hinzufügen
ließ, die vorher nur aus Reis und Fisch bestanden hatte. Eijkman
war jedoch ganz Anhänger der Keimtheorie und glaubte, Beriberi habe
einen bakteriellen Ursprung. Er brachte Hühner als Versuchstiere
mit und hoffte, die Keime in ihnen zu kultivieren. Das gelang ihm nicht.
Im Laufe des Jahres 1896 erkrankten seine Hühner jedoch plötzlich
an einer Krankheit, die der Beriberi sehr ähnlich war. Aber noch
ehe sich Eijkman recht darum kümmern konnte, wurden sie wiewieder
gesund.
Als Eijkman nach den Gründen forschte, ergab es sich, dass die Hühner
eine gewisse Zeit lang mit poliertem Reis aus den Vorräten des Krankenhauses
gefüttert worden waren, und dass dies ihre Krankheit verursacht hatte.
Nachdem sie wieder ihr gewöhnliches Hühnerfutter erhielten,
erholten sich die Tiere. Eijkman konnte durch einfache Änderung der
Nahrung die Krankheit erzeugen oder heilen.
Eijkman erkannte die eigentliche Bedeutung dieser Beobachtung zunächst
nicht. Er glaubte, dass in den Reiskörnern ein Gift enthalten sei,
welches durch etwas anderes in der Schale neutralisiert werde. Durch das
Polieren des Reises wurden die Schalen entfernt, und das Gift blieb unneutralisiert
im Reis - das jedenfalls glaubte Eijkman.
Warum sollte man aber die Existenz zweier verschiedener unbekannter Substanzen
annehmen, eines Toxins und eines Antitoxins, wenn die Annahme der Existenz
einer einzigen ausreichte: Eines Nahrungsfaktors, der nur in geringsten
Mengen benötigt wurde. Die hervorragenden Vertreter der letzteren
Ansicht waren Hopkins selbst [siehe unter Nahrungsfaktoren: Frederick
Cowland Hopkins (1861 bis 1947)] und ein in Polen gebürtiger
Biochemiker, Casimir Funk (1884-1967). Jeder von ihnen glaubte,
nicht nur Beriberi, sondern auch solche Krankheiten wie Skorbut, Pellagra
und Rachitis entstünden durch das Fehlen von Spuren gewisser Nahrungsmittelfaktoren.
Unter dem Eindruck, dass diese Nahrungsfaktoren zur Klasse der Verbindungen
gehörten, die unter dem Namen "Amine" bekannt sind, schlug Funk
im Jahre 1912 den Namen "Vitamine" (Lebens-Amine) zur Bezeichnung dieser
Faktoren vor. Der Name wurde allgemein akzeptiert. (Im Englischen änderte
man die ursprüngliche Bezeichnung "vitamines" in "vitamins" ab, als
sich herausstellte, dass nicht alle Faktoren Amine waren.)
Die Hopkins-Funksche "Vitaminhypothese" wurde voll entwickelt,
und das erste Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts erlebte die Überwindung
verschiedener Krankheiten, wo immer es gelang, vernünftige Diätvorschriften
aufzustellen. Zum Beispiel zeigte der österreichisch-amerikanische
Arzt Joseph Goldberger (1874 bis 1929) im Jahre 1915, dass die auf den
amerikanischen Süden beschränkte Pellagrakrankheit nicht durch
einen Erreger hervorgerufen wurde. Sie rührte vielmehr von Vitaminmangel
her und konnte überwunden werden, wenn man der Krankenkost Milch
beigab.
Zunächst kannte man von den Vitaminen nichts anderes als ihre Fähigkeit,
gewisse Krankheiten zu verhindern und zu heilen. Der amerikanische Biochemiker
Elmer Vernon McCollum führte im Jahre 1913 ihre Bezeichnung mit Buchstaben
des Alphabets ein, so dass es ein Vitamin A, Vitamin B, Vitamin C und
Vitamin D gab. Schließlich kamen noch die Vitamine E und K hinzu.
Es stellte sich heraus, dass eine Vitamin B enthaltende Nahrung in Wahrheit
mehr als einen Faktor enthielt, der mehrere Symptomgruppen ausschalten
konnte. Die Biologen begannen von Vitamin B1, Vitamin B2 und so weiter
zu sprechen.
Das Fehlen von Vitamin B1 verursachte Beriberi, das von Vitamin B6 führte
zu Pellagra. Fehlte Vitamin C, erkrankte man an Skorbut (durch das Vorhandensein
kleiner Mengen von Vitamin C in Zitrusfrüchten konnte Lind den Skorbut
heilen). Rachitis war die Folge eines Mangels an Vitamin D. Mangel an
Vitamin A beeinträchtigte das Sehvermögen und verursachte Nachtblindheit.
Das waren die hauptsächlichen Vitaminmangelerkrankungen, und als
sich das Wissen um die Vitamine vergrößerte, waren diese Krankheiten
kein ernsthaftes medizinisches Problem mehr.
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