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Frank Macfarlane Burnet, Sir Peter Brian Medawar
Der Immunitätsmechanismus des Körpers funktioniert nicht immer
in einer passenden Weise. Der Körper kann die Fähigkeit zur
Bildung von Antikörpern gegen jedes fremde Eiweiß entwickeln,
selbst gegen ein solches, das von uns als harmlos betrachtet wird. Wenn
der Körper einmal in dieser Weise "sensibilisiert" ist, wird er auf
den Kontakt mit Eiweiß in den verschiedensten unliebsamen Arten
reagieren - mit geschwollenen Nasenschleimhäuten, übermäßiger
Schleimabsonderung, Husten, Niesen, Tränenbildung, Lungenasthma.
Man sagt dann ganz allgemein: Der Körper ist allergisch.
Oft besteht eine Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittelkomponenten, so
dass der Patient von einem juckenden Hautreiz befallen wird, wenn er in
seiner Ernährungsweise keine Vorsicht walten lässt. Er kann
auch auf Pflanzenpollen empfindlich reagieren und leidet dann zu bestimmten
Jahreszeiten an Erscheinungen, die "Heuschnupfen" genannt werden.
Da sich Antikörper auch gegen Eiweiß anderer Menschen bilden
(selbst diese sind hinreichend fremd), ergibt sich, dass jeder Mensch
(mit Ausnahme von Mehrfachgeburten wie Zwillingen oder Drillingen) ein
chemisches Individuum darstellt: Aus diesem Grund ist die Übertragung
von Haut oder die eines Organs von einer zur anderen Person nur äußerst
schwierig praktizierbar. Sogar dann, wenn eine Infektion durch moderne
Methoden verhindert wird, entwickelt der Empfänger die zur Abtötung
des übertragenen Objektes notwendigen Antikörper. Wir haben
hier eine Analogie zu den Problemen bei der Blutübertragung, nur
dass die Dinge sehr viel verwickelter sind, da sich das Gewebe des Menschen
nicht wie sein Blut in einige wenige klar überschaubare Typen einteilen
lässt.
Das ist bedauerlich, denn die Biologen haben es fertiggebracht, Teile
des Körpers über eine gewisse Zeit am Leben zu erhalten. Es
ist ohne große Schwierigkeit möglich, ein aus einem Versuchstier
entferntes Herz so zu behandeln, dass es eine Weile lang weiterschlägt.
1880 entwickelte der englische Arzt Sydney Ringer (1834-1910) eine
Lösung, welche verschiedene anorganische Salze im gleichen Mischungsverhältnis
enthielt, wie es gewöhnlich im Blut besteht. Diese Lösung dient
als künstliche Kreislaufflüssigkeit, um ein abgetrenntes Organ
für eine beachtlich lange Zeit lebensfähig zu erhalten.
Die Kunst, Organe durch Nährlösungen mit entsprechendem Ionengehalt
funktionsfähig zu erhalten, wurde von dem französisch-amerikanischen
Chirurgen Alexis Carrel (1873-1944) zu hoher Fertigkeit entwickelt.
Er hielt embryonale Herzgewebe eines Huhnes über zwanzig Jahre am
Leben, wobei das Gewebe beständig wuchs (man musste es regelmäßig
beschneiden).
Demnach gibt es viele Möglichkeiten der Organübertragung, falls
diese zur Lebensrettung notwendig sind, wenn sich die Antikörperreaktion
nicht nachteilig auswirken würde. Inzwischen konnten zahlreiche Übertragungen
von Organen durchgeführt werden. Voraussetzung dafür ist der
Einsatz spezieller Medikamente, die das Immunsystem eines Menschen zurückschalten,
was leider die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten und Krebs
erhöht.
1949 sprach der australische Arzt Frank Macfarlane Burnet (1899-1985)
die Vermutung aus, dass die Fähigkeit eines Organismus, Antikörper
gegen fremdes Eiweiß zu bilden, nicht angeboren sei, sondern sich
im Laufe des Lebens entwickeln könne, wenn vielleicht auch schon
zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Der englische Biologe Sir Peter
Brian Medawar (1915-1987) untersuchte diese Vermutung auf ihre Gültigkeit,
indem er Embryonen von Mäusen Gewebezellen von anderen Mäusestämmen
einimpfte, die keine nahen gemeinsamen Vorfahren mit den geimpften Tieren
hatten. Wenn die Embryonen die Fähigkeit zur Bildung von Antikörpern
noch nicht erlangt hatten, dann durften die besonderen fremden Eiweißarten,
die ihnen eingepflanzt worden waren, zum Zeitpunkt, an dem die Embryonen
zu selbständigen Lebewesen wurden und fähig waren, Antikörper
zu bilden, nicht mehr als fremd erscheinen. Das stellte sich tatsächlich
als richtig heraus, denn bei Mäusen, die als Embryonen geimpft worden
waren, konnte man auf erwachsene Tiere Haut von solchen Stämmen übertragen,
von denen dies ohne Impfung nicht möglich gewesen wäre.
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