Meiose
(Übersicht)
Man unterscheidet zwei Arten von Kernteilungen:
Bei der MITOSE (Siehe Kapitel "Mitose") werden die Erbanlagen
der Mutterzelle unverändert auf die Tochterkerne übertragen,
so dass identische Tochterzellen entstehen. Die MEIOSE findet bei der
Bildung von Keimzellen statt. Durch diese Kernteilung wird der Chromosomensatz
auf die Hälfte reduziert.
Die Meiosis ist im Gegensatz zur Mitose keine erbgleiche Teilung. Ihre
Funktion besteht bei den Diplonten in der Bildung der Vorstufen der Keimzellen.
Bei den Haplonten wird die diploide Valenz der Zygote durch die Meiosis
auf den haploiden Normalzustand herabreguliert. Ihr Stadienablauf ist
wesentlich komplizierter als derjenige der Mitose Dies kommt schon in
ihrer Dauer zum Ausdruck. Während eine Wurzelspitzen - Mitose bei
der Mehrzahl aller Pflanzen kaum mehr als eine Stunde dauert, benötigt
die Meiose bei den gleichen Objekten 3 - 5 Tage.
Die Meiose besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Teilungen, der ersten
und der zweiten meiotischen Teilung. Die für die Meiose typischen
Vorgänge laufen in der ersten Teilung ab, während die zweite
im Prinzip der Mitose entspricht.
Die Reduktion der Chromosomenzahl ist nur einer der Effekte der Meiose,
in genetischer Beziehung der weniger bedeutsame. Viel wichtiger sind die
Konsequenzen, die sich aus der Umgestaltung der Chromosomen und Genome
im Zuge der Meiose ergeben.
Am Anfang der Meiose steht ein diploider Interphasekern. Er besitzt zwei
einander entsprechende Chromosomensätze, zwei Genome, von denen eines
ursprünglich aus der väterlichen, das andere aus der mütterlichen
Keimzelle stammt. Jedem Chromosom des väterlichen Genoms entspricht
ein bestimmtes Chromosom im mütterlichen Genom. Diese Chromosomen
werden als Homologe bezeichnet; sie stimmen in ihrer Längsstruktur
völlig überein.
Die Homologie erstreckt sich auch auf ihren Gengehalt, sie ist im Interphasekern
mikroskopisch nicht erkennbar. Die Chromosomen sind in diesem Stadium
an der Kernmembran angeheftet.
Prophase I
In der ersten meiotischen Prophase kommt eine Kondensation der Chromosomen
zustande, die in der Regel zu einem beträchtlich stärkeren Kontraktionsgrad
als in der Mitose führt. Die wesentlichsten Vorgänge der Meiose
laufen in diesem Abschnitt ab.
Der wichtigste Vorgang während der frühen Stadien der ersten
meiotischen Prophase besteht in der äußerst exakten Paarung
der homologen Chromosomen.
Wenn die Parallelkonjugation der homologen Chromosomen vollzogen ist,
befindet sich der Kern im "Pachytän", einem der wichtigsten
Stadien der Meiosis. Die Chromosomen liegen nicht mehr in Form von
Einzelelementen, sondern von homologen Zweiergruppen, von Bivalenten,
vor. Da jedes Chromosom aus 2 Chromatiden besteht, stellt das Bivalent
eine Vierergruppe, eine Tetrade von strukturell selbständigen Längseinheiten
dar.
Im Pachytän kommt es zu Austauschvorgängen zwischen einander
entsprechenden Abschnitten der Chromatiden. Sie führen zu einem der
wichtigsten Effekte der Meiose, zum Umbau der Chromatiden der beiden homologen
Chromosomen. Als Folge kommt eine Neukombination der Gene der elterlichen
Genome zustande. Diese Vorgänge werden als Crossing over bezeichnet.
Die Überkreuzungsstellen zwischen den Chromatiden, die Chiasmata,
sind bei günstigen Objekten im Diplotän mikroskopisch sichtbar.
Der Kontraktionsgrad der Chromosomen nimmt stark zu. Kernmembran und
Nucleolen werden aufgelöst, und es wird eine Spindel gebildet, deren
Elemente mit den Centromeren der Chromosomen in Verbindung treten. Damit
ist die 1. meiotische Prophase abgeschlossen.
Metaphase I
Im Gegensatz zur Mitose werden in der ersten meiotischen Metaphase nicht
Chromosomen, sondern Bivalente (homologe Chromosomen) in die Metaphasenplatte
eingeordnet. Vom späten Zygotän bis zur 1 . Metaphase ist das
Bivalent die Funktionseinheit. Dies ist bei der mikroskopischen Bearbeiturig
insofern vorteilhaft, als man mit der haploiden Anzahl chromosomaler Einheiten
arbeiten kann. Die Chromosomen haben bei vielen Objekten eine nahezu würfelförmige
Gestalt und lassen keine Strukturmerkmale mehr erkennen. Es ist daher
in diesem Stadium nicht möglich, Karotyp - Analysen anzufertigen.
Die Orientierung der Homologen eines jeden Bivalentes innerhalb der Spindel
erfolgt zufallsgemäß. Dies führt zu einer weiteren Vermischung
des väterlichen und mütterlichen Erbguts in den entstehenden
Tochterkernen. Man bezeichnet diesen Effekt der Meiose als Umordnung
der Genome; er hat wichtige genetische Konsequenzen.
Anaphase I
Jedes Bivalent trennt sich in seine beiden Homologen, die an entgegengesetzte
Spindelpole wandern. Wanderungseinheit ist also nicht die
Chromaride, sondern das Chromosom, wobei die beiden Chromatiden
durch das gemeinsame Centromer zusammengehalten werden. Hierin liegt einer
der gravierendsten Unterschiede zwischen Mitose und Meiose. Als
Konsequenz kommt die Reduktion der Chromosomenzahl auf die Hälfte
zustande.
Telophase I
Die Wanderung der Chromosomen an die Spindelpole ist abgeschlossen.
In der ursprünglich diploiden Zelle sind zwei haploide Chromosomengruppen
vorhanden.
Interkinese
Die Chromosomen lockern sich auf. Kernhüllen und Nucleolen werden
gebildet. Es entstehen also Interphase - Kerne, es erfolgt jedoch keine
Replikation der DNA. Jeder der beiden haploiden Tochterkerne enthält
zwar ein vollständiges Genom, die Genome sind bei heterozygoten Organismen
in ihrer genetischen Zusammensetzung jedoch nicht identisch.
Auf die erste meiotische Teilung folgt ohne ein längeres Zwischenstadium
die zweite Teilung. Sie verläuft nach den Gesetzmäßigkeiten
der Mitose und reproduziert diejenige cytologische und genetische Situation,
die am Ende der ersten Teilung realisiert war.
Prophase II
Die Chromosomen kondensieren sich erneut. In der späten Prophase
werden Kernmembran und Nucleolen aufgelöst, und es werden Kernspindeln
gebildet.
Metaphase II
Die Chromosomen werden in die Metaphaseplatten eingeordnet. In der Mikrosporogenese
und der Spermatogenese führt jeder der beiden haploiden Kerne die
Teilung unabhängig vom anderen Kern durch. In der Meiocyte sind folglich
zwei Äquatorialplatten mit zwei Kernspindeln vorhanden.
Anaphase II
Aus den Metaphaseplatten wandern Chromatiden polwärts.
Telophase II
Die Chromatiden sind an den Polen angekommen. In der diploiden Mutterzelle
sind nunmehr 4 haploide Chromosomengruppen vorhanden. Sie werden teils
durch Elemente der Spindel, teils durch ein neues Zellorganell, den Phragmoplasten,
in einer optimalen gegenseitigen Lage festgehalten.
Interphase II
Die 4 Chromosomengruppen wandeln sich zu 4 Interphasekernen um. Die
Chromatiden dekondensieren sich, Kernmembranen und Nucleolen werden neu
gebildet.
Damit ist der Stadienablauf der Meiose beendet. Durch Einzug von Zellwänden
wird das Cytoplasma der Mutterzelle den vier Kernen zu etwa gleichen Teilen
zugeordnet. Auf diese Weise entstehen in der H&u uml;lle der Mutterzelle
4 selbständige haploide Zellen, die Gonen. Bei den Diplonten sind
sie die Vorläufer der Keimzellen und entwickeln sich bei verschiedenen
Organismengruppen in etwas unterschiedlicher Weise zu den Gameten weiter.
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