Die uns umgebende Natur besteht aus belebten und aus unbelebten Teilen.
Die Organismen gehören dem belebten Teil an. Sie unterscheiden sich
von der unbelebten Natur in folgenden Eigenschaften:
1) Besonderer chemischer Aufbau:
Alles Leben ist an organische Kohlenstoff-Verbindungen gebunden. Die
chemischen Elemente Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H), Sauerstoff (O) und
Stickstoff (N) werden in Lebewesen in nennenswertem Ausmaß nachgewiesen.
In kleineren Mengen sind Schwefel (S), Phosphor (P), Kalium (K), Calcium
(Ca) und Magnesium (Mg) zu finden.
In Spuren treten Eisen (Fe), Mangan (Mn), Kobalt (Co), Bor (B), Kupfer
(Cu) und Zink (Zn) auf.
2)
Zelluläre Organisation:
Lebewesen bestehen aus Zellen. Die Zelle ist die kleinste lebensfähige
Einheit.
Sie ist von einer Membran umgeben und weist verschiedene Einschlusskörper
und funktionelle Bereiche auf.
3) Stoffwechsel:
Der Stoffwechsel bildet die Grundlage der Lebensvorgänge. Er umfasst
die zur Bereitstellung von Energie nötigen Reaktionswege, den Auf-
und Abbau der Körpersubstanz, den Stoff- und Informationsaustausch
mit der Umwelt und die biochemische Grundlage der Vermehrung.
4) Fortpflanzung:
Die Fortpflanzung dient der Erhaltung der Arten. Die Erbinformation der
Lebewesen bedingt die Körperform eines Organismus, seine Anpassungsfähigkeit
an Umweltbedingungen oder angeborene Verhaltensweisen. Die Erbinformation
("Gene") ist wandlungsfähig, weil der Informationsspeicher selbst
(das genetische Material), aber auch der Weg der Informationsweitergabe
Ansatzorte für Veränderungen sein können. Dadurch bleibt
im Laufe langer erdgeschichtlicher Perioden durch Selektion (Auswahl besonders
gut an die Umweltbedingungen angepasster Organismen) und Mutation (Veränderung
des Erbmaterials) die Fähigkeit zur Ausbildung neuer Arten bewahrt.
Die Entstehung neuer Arten fand nicht nur in der Vergangenheit statt.
Neue Arten entstehen laufend.
5) Reizbarkeitserscheinungen:
Organismen können auf Reize (Licht Druck, Temperatur, chemische
Substanzen, Schwerkraft) sinnvoll reagieren.
6) Zweckmäßigkeit und Anpassungsfähigkeit:
Lebewesen sind in Bau, Funktion und Verhalten zweckmäßig organisiert
und ihrer Umwelt entsprechend angepasst.
7) Zunahme des Ordnungsgrades:
Der Ordnungsgrad ist in Lebewesen höher als in der unbelebten Natur.
Selbst hochgeordnete Systeme wie die Kristalle erreichen nicht jenen Grad
an Komplexität, der in biologischen Riesenmolekülen, wie etwa
den Proteinen, gegeben ist. Noch komplexer sind die Zusammenhänge
in Bau und funktionellem Zusammenspiel der Zellen bzw. in den vielzelligen
Organismen.
Jede einzelne der oben aufgezählten Lebenseigenschaften, manchmal
sogar zwei oder drei zugleich, können auch in der unbelebten Materie
auftreten. Lebende Materie ist jedoch dadurch ausgezeichnet, dass stets
alle diese Eigenschaften in ihr vereinigt sind.
Nicht alle Ausprägungen der Lebensmerkmale erscheinen dem Menschen
als Folge zweckgebundener Sinnhaftigkeit (Kausalität). Eine negative
Bewertung durch den Menschen schließt jedoch nicht aus, dass diese
Merkmalsausprägungen für den Organismus sinnhaft sind.
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