EVOLUTION |
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Auf den Spuren von CHARLES DARWIN in EnglandSiehe auch: |
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1.) Shrewsbury (Geburtsort)Shrewsbury ist die Geburtsstadt des berühmtesten Biologen der Geschichte: Charles Darwin (1809-1882). Die Stadt hat ihrem berühmten Sohn ein Denkmal (Bilder oben und rechts) errichtet. Es steht vor der ehemaligen Volksschule, die Darwin besuchte. Heute befindet sich darin die Stadtbibliothek. Darwins Dekmal wirkt etwas einsam auf dem Platz vor
der Bibliothek. Tatsächlich verbrachte Darwin 40 Jahre seines Lebens
mit seiner Familie in einem etwas abgelegenenen Landgut in der Grafschaft
Kent südlich von London. Der ruhige und wohlerzogene Darwin aus einer
Whig-Familie liebte die Zurückgezogenheit.
Die Stadt Shrewsbury am Fluss Severn ist die wahrscheinlich schönste Tudor-Stadt von Großbritannien. (Die Tudors waren eine englische Dynastie die von 1485 bis 1603 die englischen Könige stellte. Den Tudors gelang es, das Land nach einer Zeit innerer Unruhen zu einen. Zudem erklärten sie die Unabhängigkeit der anglikanischen Kirche und damit die Trennung vom Papsttum. Auf die Tudor-Dynastie in England folgte das Haus Stuart.) Nicht weniger als 660 denkmalgeschützte Gebäude bilden den malerischen
Stadtkern. Der Reichtum der Stadt kommt von der Textilindustrie. Shrewsbury
war lange Zeit ein Zentrum der Wollfarmer und der Tucherzeuger. Sehenswert
in Shrewsbury sind die Bibliothek (die ehemalige Volksschule) mit dem
Darwin-Denkmal, die Shrewsbury Abbey und das Shrewsbury Museum. 2.) Universitätsstadt CambridgeIn Cambridge am "Christ-College hat Darwin Theologie studiert. Bild: Jedes
College hat seine eigene Kapelle. Die "Kapelle"
des Kings-College ist größer als so manche Kathedrale
in England.
Linkes Bild:
Der Hof des Kings-College in Cambridge. Bild rechts: In Cambridge gibt es ein berühmtes Pub, das seit rund 400 Jahren fast unverändert existiert, der "Eagle". Es ist wahrscheinlich, dass Darwin mehrmals im Eagle war. Das Pub hat auch indirekt mit Darwins Evolutionstheorie zu tun. In den frühen Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts verbrachten hier der amerikanische Biologe James Watson und sein englischer Kollege Francis Crick unzählige Abende um ihre Arbeit mit Kollegen zu diskutieren. Watson und Crick hatten damals am weltberühmten Cavendish-Labor an der Entschlüsselung der Erbmasse, das schraubige Riesenmolekül DNA, gearbeitet, was ihnen 1953 auch tatsächlich gelang. 1962 bekamen sie dafür den Medizin-Nobelpreis. Die Entschlüsselung der DNA bildete die Grundlage für die Entstehung der modernen Gentechnik in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts. In der Öffentlichkeit wurde dabei eine Begleiterscheinung, die rasante Entwicklung einer Art "Nebenfront" der Biologie, die Evolutionsbiologie, völlig übersehen. Darwin hatte die Vielfalt in der Natur und ihre Bedeutung richtig erkannt, aber er konnte sich deren biologische Ursachen nicht erklären. Zur Klärung dieser Frage hätte er die Genetik benötigt. (Darwins Buch "On the Origin of Species war 1859 erschienen, Gregor Mendels bahnbrechende Entdeckungen wurden jedoch 1865 publiziert und von den führenden Biologen soger erst 1900 wahrgenommen). Im Bild rechts das Ur-DNA-Modell von Watson und Crick. Es befindet sich heute im Science Museum in London (Stadtteil Kensington), das sich in unmittelbarer Nähe des National History Museum befindet. In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts, und - nach der gentechnischen
Revolution der Siebzigerjahre - machten sich die Evolutionsbiologen
die Erkenntnisse der modernen Genetik zunutze und suchten im Genom
verschiedener Tierarten nach den Mechanismen zur Entstehung und Erhaltung
der biologischen Vielfalt. Die Evolutionsbiologen, insbesondere die
Populationsgenetiker, wurden dabei rasch fündig. Heute kennt
man eine Fülle von Mechanismen auf Gen- und Chromosomenebene,
mit denen man sich die Entstehung neuer Arten durch Mutation und Selektion
erklären kann. Darwins blinder Fleck in seiner Abstammungstheorie
konnte somit durch die Genetik beseitigt werden. 3.) WeltreiseIm Bild ein Modell der "Beagle", das im 1. Stock von Down House (siehe weiter unten) ausgestellt ist. Darwin besaß zwar einen Studienabschluss in Theologie, nicht aber in Biologie. Trotzdem wurde er eingeladen, auf der HMS Beagle, einem Vermessungsschiff, eine zweijährige Reise nach Südamerika mitzumachen. Darwin sagte ohne Zögern zu - nicht ahnend, dass aus der zweijährigen Reise eine fünfjährige Weltreise werden sollte. Auf dieser Reise, die von 1831 bis 1836 dauerte, reifte Darwin zu einem Biologen und Geologen von Weltklasse heran. Die Reise wurde zu einem Schlüsselerlebnis für ihn, die gewonnenen Einsichten wurden zur Grundlage seiner späteren Arbeiten. Während dieser Weltreise wurden die ersten Beobachtungen gesammelt, auf die er seine spätere Abstammungslehre stützte. Besonderen Eindruck machte auf ihn die Entdeckung und Beobachtung zahlreicher Fossilien in Patagonien und in den Anden sowie die für jede Insel charakteristische Flora und Fauna auf den Galapagosinseln im Pazifik. Im Bild rechts der junge Darwin nach seiner Weltreise. Obwohl Darwin keinen Diplom in Biologie besaß, hatte er sich mit seiner Weltreise und den dabei entdeckten Tieren, Pflanzen und Fossilien rasch einen großen Namen unter den Biologen des 19. Jahrhunderts gemacht. Die ersten Gedanken über eine Abstammung der Arten hatte er schon auf der Reise entwickelt, aber erst die systematische Beschäftigung mit wirbellosen Tieren (in erster Linie mit Rankenüßern) führten ihn nach und nach zu seiner Abstammungslehre, die heute allgemein "Evolutionstheorie" bezeichnet wird. Dabei geht es nicht nur um eine Beschreibung fossiler Lebewesen sondern um die Beschreibung von Mechanismen, die zu einer Entstehung neuer Arten führen können. Während die Darwinsche Selektionstheorie zu Darwins Zeiten gerade noch akzeptiert wurde, konnten sich auch viele Biologen mit dem Gedanken einer Verwandtschaft zwischen Menschen und Tieren nicht anfreunden. 4.) Down HouseBilder: Die Kirche
in Downe (links) mit der Gedenktafel (rechts).
Down House ist heute ein Museum, das Besuchern nur zu bestimmten Zeiten
offen steht. Verschiedene Internetseiten informieren über Lage und
Öffnungszeiten. Die romantische Abgeschiedenheit von Down House war genau das, was Darwin suchte und fand. Die Lage des schönen Landhauses inmitten von Feldern und kleinen Waldstücken täuscht aber darüber hinweg, dass man mit der Kutsche höchstens eine halbe Tagereise von London entfernt war. Heute benötigt man vom Stadtzentrum in London bis nach Downe nur etwa ein bis zwei Stunden.
Die Institution "English Heritage" verwaltet historische Häuser und Orte und bemüht sich, die Objekte möglichst unverändert zu belassen. Im Bild links das Gewächshaus im Garten von Down House, in dem Darwin seine Orchideen und andere Pflanzen gezüchtet und untersucht hat. Im Bild rechts der berühmte "Sandwalk", den Darwin seinen "Thinkpath" nannte. Diesen knapp einen halben Kilometer langen Rundweg ließ Darwin selbst anlegen und bepflanzen. Hier schritt er vierzig Jahre lang tagtäglich bei jedem Wetter seine Runden, um über seine Arbeit zu reflektieren und in Ruhe neue Ideen zu entwerfen. In diesem Arbeitszimmer (beide Bilder oben) entstanden die meisten der Bücher und wissenschaftlichen Abhandlungen Darwins. Hier entstand auch das Buch, das die gesamte Wissenschaft für immer verändern sollte: "On the Origin of Species by Means of Natural Selection". Auf dem oberen Bild sieht man im Spiegel über dem Kamin einen Teil der großen Bücherwand. Der rechteckige Tisch war der Schreibtisch. Auf dem runden Tisch stapelte Darwin seine Forschungsobjekte, die er gerade untersuchte, wie etwa Skelette, Präparate von wirbellosen Tieren, Mineralien, Fossilien usw. Auf dem oberen Bild sieht man an der Wand (rechts) mehrere Glasbehälter mit Medikamenten. Darwin litt sein ganzes Leben an einer rätselhaften Stoffwechselkrankheit, die ihn beständig quälte. In seiner 2. Lebenshälfte konnte Darwin nur wenige Stunden am Tag arbeiten. Darwin hatte keine Geldsorgen. Sowohl sein Vater als auch die Familie seiner Frau hatten ein stattliches Vermögen in Form von Immobilien, Bargeld und wertvollen Aktien (darunter Eisenbahnaktien, die damals langfristig und dynamisch an Wert zulegten) mit in die junge Ehe gegeben. Aus heutiger Sicht war Darwin ein Multimillionär, der sich ein Leben als Privatgelehrter mit mehreren Angestellten leisten konnte. Später verwaltete einer seiner Söhne, ein Bankier, das Vermögen der Familie. Im Bild rechts die junge Emma Darwin, geborene Wedgwood. Emma war eine gleichermaßen attraktive wie gebildete und kultivierte Frau, die ihrem Mann bei seinen Arbeiten den Rücken frei hielt. Charles und Emma führten eine glückliche Ehe, die zeitweise durch Charles' hartnäckige und belastende Krankheit und den frühzeitigen Tod von zwei Kindern getrübt wurde. 5.) Westminster Abbey (London)Bild oben: Die Grabplatten von Charles Darwin (rechts) und Johannes Herschel (ein berühmter Astronom- links) in der Westminster Abbey in London. Die Westminster Abbey (Bild rechts) ist die Krönungs- und Grabeskirche der englischen Könige Großbritanniens und damit das religiös-kulturelle Zentrum. Sie liegt in unmittelbarer Nähe des Parlaments direkt an der Themse im Zentrum von London. Die Abbey wurde zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert als Kirche einer Benediktinerabtei erbaut und als Collegiate Church of Saint Peter von Elisabeth I. 1560 neugegründet. Die englischen Monarchen werden seit der Krönung von Wilhelm dem Eroberer 1066 in Westminster Abbey gekrönt. Hier wurden auch viele englische Monarchen beigesetzt, der letzte hier bestattete ist Georg II. Die späteren Könige wurden in Windsor Castle beigesetzt. Die heutige Kirche, mit deren Bau 1245 unter Heinrich III. begonnen wurde, stand an der Stelle einer älteren Kirche, die 1065 geweiht wurde. Vor dieser Kirche hatte hier schon ein Kloster gestanden. Die heutige Kirche wurde im gotischen Stil erbaut und die Höhe und die Vertikalität des Langhauses, die Fensterrosetten, großartige Fächergewölbe und die Strebebögen zeugen von starkem französischem Einfluss.
Links eine Gedenktafel für Edmond Halley (1656-1742), ein englischer Mathematiker und Astronom, der erstmalig die Umlaufbahn eines Kometen berechnete. Er studierte an der Universität von Oxford, wo er später eine Professur für Geometrie innehatte. Rechts das Grabmal
eines der größten Genies der Wissenschaftsgeschichte: Gedenktafeln und Gräber für Naturwissenschaftler in einer Abtei sind in England nichts Besonderes. Die anglikanische Kirche hatte mit Darwin zwar auch ihre Not, aber insgesamt war das Verhältnis zwischen Wissenschaft und der Kirche von England bei weitem nicht so verkrampft wie zwischen den Naturwissenschaften und der katholischen Kirche. 6.) Natural History Museum und Darwin Center (London)Das Natural History Museum in London zählt zu den besten naturwissenschaftlichen Museen der Welt. Die Geschichte der Erde und des Lebens wird hier äußerst anschaulich und interessant präsentiert. Das Museum besitzt eine Fülle mineralogischer, geologischer und paläontologischer Fundstücke. Kein naturwissenschaftlich interessierter Mensch sollte an diesem Museum vorbeigehen, wobei eine Besuchszeit von mehreren Stunden einkalkuliert werden sollte. Im Bild oben wird eine Reise durch die Geschichte des Lebens gezeigt. Links im Bild das Kambrium mit seinen seltsamen Tierstämmen, im Hintergrund das Quartär mit Mammuts, Säbelzahnkatzen und unseren affenähnlichen Vorfahren. Das Museum beherbergt auch das Darwin Centre, in dem Biologen schwerpunktmäßig evolutionsbiologische Forschungen betreiben. Bild
rechts: Marmorstatue (Teilansicht) von Charles Darwin im Natural
History Museum in London. Für viele war es hart, Darwins Buch hinzunehmen. Es zog nämlich die Sonderstellung des Menschen in Zweifel und stellte den Menschen auf die selbe (biologische) Stufe wie die anderen Primaten. Insbesondere schien es sich gegen den Wortlaut der Bibel zu richten und zu besagen, dass die Menschheit und die Welt nicht von Gott erschaffen worden seien. Sogar unter denjenigen, die nicht besonders religiös eingestellt waren, gab es viele, die von dieser Ansicht abgestoßen wurden, einer Ansicht, die das Leben mit all seiner Schönheit und selbst das Wunder Mensch zu dem Ergebnis eines blinden Zufalls herabwürdigte. Diese Zweifel konnten freilich den Siegeszug von Darwins Theorien nicht behindern. In
England war der Zoologe und Führer der Opposition Richard Owen
(1804 - 92) ein Anhänger dieser oppositionellen Gruppe. Er war
ein Schüler Cuviers und wie Cuvier selbst ein Meister in der Rekonstruktion
ausgestorbener Tiere aus Fossilresten.
Wie
gefährlich es war, sich mit Thomas Huxley anzulegen, zeigt ein
Schlagabtausch anlässlich einer öffentlichen Diskussion
mit Bischof Samuel Wilberforce. In Frankreich setzte sich der Darwinismus zunächst nur langsam durch. Dort blieben die Biologen für mehrere Jahrzehnte unter dem antievolutionären Einfluss Cuviers. Deutschland bot einen etwas besseren Boden. Der deutsche Naturforscher
Ernst Heinrich Haeckel (1834 - 1919) war nicht nur ein Anhänger
Darwins, er ging noch einen Schritt weiter als dieser. Er sah in der sich
vollziehenden Entwicklung des Embryos den gerafften Vorgang der Evolution.
Das Säugetier z. B. begann als Einzeller wie ein Protozoon. Es entwickelte
sich zu einem aus zwei Keimblättern bestehenden Gebilde, etwa gleich
einer Qualle, dann zu einem aus drei Keimblättern bestehenden Lebewesen,
etwa gleich einem primitiven Wurm. Im Verlauf der weiteren Entwicklung
bildete und verlor das Säugetier dann die Chorda der primitiven Chordaten.
Anschließend erzeugte und verlor es Gebilde, die der Ansatz zu fischähnlichen
Kiemen waren. In den Vereinigten Staaten war der amerikanische Botaniker Asa Gray (1810 - 1888) ein aktiver Wortführer für den Darwinismus. Er war ein prominenter religiöser Laie, was insofern seinem Standpunkt Nachdruck verlieh, als man ihn nicht als Atheisten abtun konnte. In Opposition zu ihm stand der in der Schweiz geborene amerikanische Naturforscher Jean Louis Rodolphe Agassiz (1807-1873). Agassiz hatte seinen wissenschaftlichen Ruf durch eine erschöpfende Studie über Fischfossilien begründet. Im Bild rechts das wahrscheinlich beste Gemälde von Darwin (von John Collier), von dem eine Kopie im ehemaligen Esszimmer von Down House hängt. Es zeigt Darwin als Titanen der Wissenschaft. Nachdenklich, stark und einsam in seiner Größe. Dr. Rudolf Öller, Bregenz |
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